Gesundes Altern – Alters-assoziierte Proteinmodifikationen in Zellen können quantifiziert werden

Grafik zur Modifikation von Lysinen Michael Lammers

Federführend in dem Forschungsprojekt waren die Gruppen von Prof. Dr. Chunaram Choudhary und Prof. Dr. Brian T. Weinert vom Novo Nordisk Foundation Center for Protein Research und der Universität Kopenhagen. Beteiligt war auch die Arbeitsgruppe Synthetische und Strukturelle Biochemie unter Leitung von Prof. Dr. Michael Lammers vom Institut für Biochemie der Universität Greifswald.

Die Studie Analysis of human acetylation stoichiometry defines mechanistic constraints on protein regulation befasst sich damit, die molekularen Grundlagen eines gesunden Alterungsprozesses aufzuklären. Die heutige Gesellschaft wird immer älter. Das ist eine gute Nachricht; jedoch sind damit auch eine Vielzahl an Herausforderungen für die heutige Gesellschaft verbunden.

Das sind neben großen ökonomischen auch immense gesundheitliche Herausforderungen. Kein anderer Risikofaktor als das Alter selbst erhöht die Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung schwerwiegender Erkrankungen wie Krebs, Stoffwechsel- sowie Herzerkrankungen und neurodegenerativer Erkrankungen. Daher ist es sehr wichtig, die Mechanismen auf molekularer Ebene zu verstehen, die einen gesunden Alterungsprozess unterstützen.

Seit Anfang der 1930er Jahre ist durch Versuche an Ratten bekannt, dass eine beschränkte Kalorienaufnahme (engl. caloric restriction), die Lebensspanne von Säugetieren erhöht. Es wird heute angenommen, dass es die Zusammensetzung der Nahrung und nicht der Energiegehalt ist, die sich positiv auf die Lebenserwartung und den Gesundheitszustand im Alter auswirkt (engl. dietary restriction).

Es wäre wünschenswert, wenn die positiven Effekte der caloric/dietary restriction pharmakologisch mit einem Medikament nachgeahmt werden könnten, ohne dass damit eine strikte Kontrolle der Ernährung oder gar eine dauerhafte Diät notwendig wäre. Die zugrundeliegenden Mechanismen der dietary restriction sind auf molekularer Ebene bis heute nicht verstanden.

Durch den enormen Fortschritt in der quantitativen Massenspektrometrie in den vergangenen zehn Jahren konnte herausgefunden werden, dass es bei der caloric restriction/dietary restriction und bei Erkrankungen wie bestimmten Krebsarten und neurodegenerativen Erkrankungen zu Veränderungen der zellulären Proteine kommt.

Diese Veränderungen betreffen eine bestimmte Aminosäure in den Proteinen, das Lysin. Durch gezieltes Anbringen einer kleinen chemischen Modifikation, der sogenannten Acetylierung, an den Lysinen in den Proteinen werden grundlegende Funktionen von Proteinen verändert. So wird die Entwicklung schwerwiegender Erkrankungen unterstützt.

„Bisher war es nicht möglich, die Mengen dieser Modifikation an den Lysinen in allen Proteinen einer Zelle exakt zu bestimmen. Dieses ist aber notwendig, um diejenigen Stellen zu finden, die von hoher physiologischer Relevanz sind und die bei Erkrankungen verändert sind.

Das Auffinden dieser wichtigen Stellen ist eine der größten Herausforderungen im Forschungsfeld und das ist jetzt möglich. Durch diese internationale Kooperation konnten wir durch einen synthetisch-biologischen Ansatz Proteine herstellen, die Lysin-acetyliert sind und diese als interne Standards für die Mengenbestimmungen heranziehen.

Wir werden jetzt in der Lage sein, gezielter Proteine zu finden, die für einen therapeutischen Ansatz vielversprechend sind“, erklärt Prof. Dr. Michael Lammers, einer der Autoren des Artikels und Leiter der Arbeitsgruppe „Synthetische und Strukturelle Biochemie“ am Institut für Biochemie.

Prof. Dr. Michael Lammers
Institut für Biochemie, Abt. Synthetische und Strukturelle Biochemie
Felix-Hausdorff-Str. 4, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 4356
michael.lammers@uni-greifswald.de

https://www.nature.com/articles/s41467-019-09024-0

Media Contact

Jan Meßerschmidt idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

https://www.uni-greifswald.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer