Wie überleben Nervenzellen? Forschungsteam versucht den Zelltod zu stoppen

Neuritenwachstumsmessung von GFP-exprimierenden Neuronen. Der erste und letzte Zeitpunkt (0 min, 50 min) sind in Magenta und Cyan gezeigt. Busskamp Lab CRTD

Die kleinen RNA-Moleküle wurden vor 25 Jahren entdeckt, aber noch weiß man wenig über ihren Einfluss auf die Genregulation von Boten-RNAs (mRNAs). Während computergestützte Studien die maximale Anzahl von miRNA-Interaktionen vorhersagen können, liefern experimentelle Studien in der Regel nur eine sehr kleine Anzahl von regulierten mRNAs.

Das Forscherteam entdeckte, dass im Gegensatz zu früheren Annahmen die hirnspezifische miRNA (miR-124) während der neuronalen Entwicklung aus adulten menschlichen Stammzellen überflüssig ist, jedoch einen großen Einfluss auf das weitere neuronale Überleben hat.

Das Team kombinierte sowohl experimentelle als auch bioinformatische Ansätze und führte eine detaillierte Systemanalyse von miR-124 durch. Sie fanden 98 von miR-124 regulierte Gene, die gleichzeitig gesteuert wurden.

Viele dieser kontrollierten Gene hatten direkte physiologische Funktionen, insbesondere den Schutz der Neuronen vor dem Absterben. Die Forschergruppe untersuchte mit einem neuartigen Berechnungsansatz auch indirekte Effekte, nämlich die miR-124-Zielgene, die selbst die Genexpression regulieren.

„Unsere tiefen Einblicke in die miRNA Regulation können zu neuen biomedizinischen Anwendungen führen, die den Schutz von Nervenzellen vor Degeneration ermöglichen. Zudem konnten bisher Gene mit unbekannten Eigenschaften in den regulatorischen Netzwerken untersucht und ihnen neue Funktionen zugewiesen werden“, sagt Volker Busskamp.

Der interdisziplinäre Ansatz der experimentellen Manipulation und der anspruchsvollen bioinformatischen Analyse setzt neue Maßstäbe in der miRNA-Genregulationsforschung.

Professor Katja Nowick (FU Berlin, Deutschland), Professor Johan Jakobsson (Universität Lund, Schweden), Professor Peter F. Stadler (Universität Leipzig, Deutschland) und Dr. Volker Busskamp (TU Dresden, Deutschland) sowie entsprechende Labormitglieder waren an diesem internationalen und interdisziplinären Projekt beteiligt.

Dr. Volker Busskamp
http://www.crt-dresden.de/research/research-groups/core-groups/crtd-core-groups/…

“Combined experimental and system-level analyses reveal the complex regulatory network of miR-124 during human neurogenesis”, Cell Systems
DOI: 10.1016/j.cels.2018.08.011
https://www.cell.com/cell-systems/fulltext/S2405-4712(18)30358-2

http://www.crt-dresden.de/de/press/press-releases/

Media Contact

Friederike Braun idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Interdisziplinäre Forschung

Aktuelle Meldungen und Entwicklungen aus fächer- und disziplinenübergreifender Forschung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Mikrosystemforschung, Emotionsforschung, Zukunftsforschung und Stratosphärenforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer