Steuerbare Proteinschleusen machen künstliche Nanobläschen bei Bedarf durchlässig

Nanobläschen mit geschlossenen Proteinschleusen (rot). Universität Basel

Winzige Nanobläschen können Wirkstoffe schützen, bis sie am Zielort im Körper angekommen sind. Um dort eine chemische Reaktion auszulösen und den Inhalt freizugeben, muss die Hülle der synthetisch hergestellten Bläschen zum richtigen Zeitpunkt durchlässig werden.

Forscher des Swiss Nanoscience Institutes Institutes und des NCCR Molecular Systems Engineering um Prof. Cornelia Palivan haben nun eine Schleuse für die Membranen entwickelt, die sich bei Bedarf öffnet. So werden die Enzyme im Innern einer Nanokapsel genau unter den richtigen Bedingungen aktiv und wirken unmittelbar am erkrankten Gewebe.

Reaktion auf pH-Veränderungen

Die Schranke besteht aus dem chemisch veränderten Membranprotein OmpF, das auf bestimmte pH-Werte reagiert. Beim neutralen Wert im menschlichen Körper ist die Membran undurchlässig – trifft sie aber auf einen sauren pH-Bereich, öffnet sich die Proteinschleuse und Stoffe aus der Umgebung können in die Nanokapsel eintreten.

Es kommt zu einer Reaktion von Kapselinhalt und eingetretendem Substrat. Das Produkt dieser Reaktion wird anschliessend durch die geöffnete Schleuse freigegeben. Dieses Vorgehen könnte zum Beispiel bei entzündetem oder krebsbefallenem Gewebe zur Anwendung kommen, da diese oftmals einen leicht sauren pH-Wert aufweisen.

Bisher wurden für die Durchlässigkeit von Nanobläschen natürliche Proteine verwendet, die wie Poren in der Schutzmembran funktionierten, durch die das Substrat und das Produkt der Enzymreaktion ein- und austreten konnten. In Bereichen wie der Medizin oder der kontrollierten Katalyse braucht es aber eine präzisere Ausschüttung, um eine möglichst grosse Effizienz des Wirkstoffs zu erreichen.

In Zusammenarbeit mit Prof. Wolfang Meiers Team gelang es den Chemikern um Prof. Palivan erstmals, ein chemisch verändertes Membranprotein in eine künstlich hergestellte Nanokapsel zu integrieren, die sich nur bei bestimmten pH-Werten öffnet.

Die Experimente sind Teil des Nationalen Forschungsschwerpunkts Molecular Systems Engineering sowie des Swiss Nanoscience Institutes (SNI) an der Universität Basel.

Originalbeitrag
T. Einfalt, R. Goers, I.A. Dinu, A. Najer, M. Spulber, O. Onaca-Fischer, C. G. Palivan
Stimuli-triggered activity of nanoreactors by biomimetic engineering polymer membranes
Nano Letters ¦ doi: 10.1021/acs.nanolett.5b03386

Weitere Auskünfte
Tomaz Einfalt, Universität Basel, Departement Chemie, Swiss Nanoscience Institute, Tel. +41 61 26 7 38 37 E-Mail: tomaz.einfalt@unibas.ch

https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Steuerbare-Proteinschleusen-m…

Media Contact

Reto Caluori Universität Basel

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer