Krebs: "Angelrute" bringt Gehirntumoren den Tod

Gehirn-Scan: Tumore werden ausgetrickst <br>Foto: pixelio.de, Rieke<br>

Fischen nach Krebszellen – so könnte man das Verfahren beschreiben, das Wissenschaftler an der Emory University School of Medicine entwickelt haben.

Eine winzige Rute holt im Gehirn Tumorzellen ein und führt sie aus dem Gehirn hinaus zum Absterben. Glioblastome gelten als die am häufigsten auftretende und aggressivste Art von Gehirnkrebs bei Erwachsenen. Die Erkrankung ist tödlich und nur sehr schwer zu operieren. Verantwortlich dafür sind die Größe der Tumore und ihre unzugängliche Lage.

Sechs Millimeter langer „Kescher“

Das Team um Ravi Bellamkonda entwickelte nicht noch wirksamere Medikamente, um die Krebszellen im Gehirn abzutöten, sondern überlegte sich, ob die Tumore nicht an einen zugänglicheren Ort bewegt werden könnten. Glioblastomzellen bewegen sich im Gehirn und binden sich an Nerven und Blutgefäße. Um ihren Weg zu verändern, wurde eine Rute aus Polymeren entwickelt, die rund sechs Millimeter lang ist.

Im Inneren der Rute wurde eine dünne, rund zehn Mikrometer dicke Folie angebracht, die die Form von Nerven und Blutgefäßen nachahmt. Laut dem Wissenschaftler scheinen die Zellen diese Form zu mögen. Aus diesem Grund sind keine weiteren Chemikalien oder Proteine erforderlich. Am oberen Ende der Rute ist ein Tropfen Gel angebracht, der ein Medikament enthält, das die Zellen der Glioblastome abtötet.

Tumorzellen halten die Rute für Nerven oder Blutgefäße, binden sich an sie und werden am Ende abgetötet. Laut Bellamkonda kommt der Tumor so zu den Medikamenten und nicht umgekehrt. Um das Verfahren zu testen, implantierten die Forscher menschliche Glioblastomzellen in die Gehirne von Ratten. Sie setzten die Rute in den Tumor ein. Das Gel befand sich dabei etwas über der Oberfläche des Schädels. Nach 15 Tagen hatte sich der Großteil der Tumorzellen entlang der Rute weiter bewegt und ihr Ende gefunden.

Auf sämtliche Krebsarten anwendbar

Laut dem Wissenschaftler verkleinerte sich der Tumor, der nicht nur die Rute nach oben gelangte um fast 90 Prozent. „Wir haben sehr genau überprüft, dass wir dem Tumor nicht nur eine andere Möglichkeit des Wachstums gegeben haben. Es hat sich aber gezeigt, dass wir den Tumor von einem Ort an den anderen bewegen konnten.“

Das Verfahren kann einen Patienten nicht vollständig von Krebs befreien. Bellamkonda geht jedoch davon aus, dass ein inoperabler Tumor damit in einen Bereich bewegt werden kann, der näher an der Oberfläche des Gehirns liegt, wo er entfernt werden kann. Es ist auch denkbar, dass der Tumor auf eine Größe schrumpft, die keinen Schaden mehr anrichtet.

Wie Nature Materials http://nature.com/nmat berichtet, sind die ins Gehirn eingeführten Ruten so winzig, dass sie zu keinen Störungen führen sollten. Das Team hat das Verfahren im Labor auch an isolierten Brustkrebszellen und Prostatakrebs getestet. Die Wissenschaftler hoffen einem NewScientist-Bericht nach darauf, dass es auch bei vielen anderen Arten von langsam wachsenden Tumoren eingesetzt werden kann.

Video: http://www.youtube.com/watch?v=7zf7RflYZrk

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://med.emory.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer