Internationale Tagung: Wie Klöster im Mittelalter Wissen vermittelt haben

Welche Rolle karolingische Klöster als Träger und Vermittler von Wissen im Mittelalter gespielt haben, ist Thema einer internationalen Tagung des Sonderforschungsbereichs 933 „Materiale Textkulturen“ (SFB 933) der Universität Heidelberg.

Vom 31. Oktober bis 2. November 2012 werden dazu mehr als 20 Wissenschaftler aus dem In- und Ausland im Museumszentrum des Klosters Lorsch zusammenkommen, um aktuelle Forschungsergebnisse vorzustellen und zu diskutieren. Dabei geht es insbesondere um die Geschichte und Funktion der Klosterbibliotheken. Ein öffentliches Konzert des Ensembles „Ordo virtutum“ unter Leitung von Stefan Johannes Morent wird am 31. Oktober einen Einblick in die mittelalterliche Aufführungspraxis geben und das Programm der Tagung abrunden.

Bei dem Ort der Tagung handelt es sich selbst um eines der wichtigsten Zentren der Wissensvermittlung im Frühmittelalter. „Das Kloster Lorsch verfügte über einen der bedeutendsten europäischen Bücherbestände und repräsentierte damit einen Idealbestand vor allem des spätantiken Wissens. Anhand des Skriptoriums und der Klosterbibliothek lässt sich rekonstruieren, auf welche Weise die Zeitgenossen auf das karolingische Wissenssystem einwirkten und die Vermittlung von Wissen steuerten“, erläutert Dr. Julia Becker vom SFB 933, die gemeinsam mit Dr. Tino Licht die Konferenz organisiert hat.
Lorsch bildet demnach einen Schwerpunkt der Tagung, die in vier thematische Blöcke unterteilt ist: Zunächst geht es um die Entstehung der karolingischen Literatur aus der antiken und spätantiken Tradition, dem folgt eine Vortrags- und Diskussionsrunde zu karolingischen Bibliotheken als Wissensspeicher und Wissensordnungen. Thematisiert werden außerdem die Schriftentwicklung am Oberrhein sowie die Rolle von Trägern der karolingischen Klosterlandschaft wie Bischöfen, Äbten und Mönchen.

Initiiert wurde die Tagung mit dem Titel „Karolingische Klöster. Wissenstransfer und kulturelle Innovation“ von Wissenschaftlern eines Teilprojekts des SFB „Materiale Textkulturen“. Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sonderforschungsbereich hat es sich zum Ziel gesetzt, die Grundlagen für ein neues methodisches Instrumentarium der text-interpretativen historischen Kulturwissenschaften zu entwickeln. Im Mittelpunkt stehen dabei schrifttragende Artefakte aus non-typographischen Gesellschaften, in denen keine Verfahren der massenhaften Produktion von Geschriebenem verfügbar oder verbreitet sind.

Bei der Tagung handelt es sich um eine Kooperation des SFB 933 mit der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch sowie der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Das öffentliche Konzert am 31. Oktober mit dem Ensemble Ordo Virtutum findet in der Lorscher Kirche St. Nazarius, Römerstraße 5, statt und beginnt um 19 Uhr.

Weitere Informationen zur Tagung sowie zum Sonderforschungsbereich „Materiale Textkulturen. Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften“ können im Internet unter www.materiale-textkulturen.de abgerufen werden.

Kontakt:
Dr. Julia Becker
Historisches Seminar/SFB 933
Telefon (06221) 54-3028
julia.becker@zegk.uni-heidelberg.de

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