Weltkarte zeigt Menschen in Erdbebengefahr

Wo Erdbeben Katastrophen sind: Naturgewalt aus Menschensicht dargestellt (Bild: worldmapper.com)<br>

Viele der Ballungsräume unseres Planeten liegen auf Erdbeben-Hochrisikozonen. Das verdeutlicht eine neue Weltkarte von Geografen der Universität Sheffield. „Solange ein Erdbeben keine Schäden anrichtet, ist es trotz hoher Magnitude ein Naturereignis. Fordert es Opfer, ist es eine Naturkatastrophe.

Unsere Karte zeigt, wo in der Welt potenziell viele Menschen von Erdbeben betroffen sein können und wo derartige Katastrophen möglich sind“, so Benjamin Hennig, Forscher im „Worldmapper“-Projekt und Autor des Kartographie-Blogs „Views of the World“ http://www.viewsoftheworld.net , gegenueber pressetext.

Gefährdete Menschen als Ausgangspunkt

Hennig wertete alle größeren Erdbeben seit 2150 vor Christus aus, die sich durch Todesopfer, finanzielle Schäden, eine Magnitude jenseits 7,5, einen Tsunami oder in einer „vernichtenden“ subjektiven Wahrnehmung kennzeichneten. Die Basis dafür bildete nicht die Plattentektonik, sondern die Geschichtsschreibung. Nachdem so die Stärke und Häufigkeit der Beben errechnet waren, wurden sie auf eine ebenfalls von Hennig erstellte Weltkarte übertragen, die die Verteilung der Weltbevölkerung zeigt. Die neue Erdbeben-Karte zeigt somit nicht nur, wo das höchste Erdbebenrisiko herrscht, sondern auch, wie diese Gefahr verteilt ist.

Europäer in Erdbebenzone

Viele der extrem dicht besiedelten Gebiete sind Hochrisiko-Zonen für Erdbeben. Das gilt besonders für Regionen am „pazifischen Feuerring“ wie etwa Japan, Taiwan, Philippinen, Indonesien, Kalifornien, Mittelamerika und die Andenregion. Für Hennig zeigt dies, wie Menschen Nutzen und Risiko eines Standorts abwägen. „Viele hochaktive Erdbebenregionen sind wie Magnete für den Menschen. Oft sind sie küstennah oder besitzen Vulkane, die mittelfristig für sehr fruchtbare Böden sorgen. In Regionen, die von der Natur auf andere Weise benachteiligt werden – etwa Wüsten und Gebirge – wohnt hingegen kaum jemand.“

Leben mit Erdbebenrisiko ist jedoch auch in Europa Thema, macht die Karte deutlich. An der Grenze zwischen der europäischen und der afrikanischen Platte gab es bereits genügend verheerende Beben, allen voran jenes von Lissabon 1755 und von Messina 1908. Auch der Mittelrheingraben besitzt eine Erdbebengeschichte, wenngleich diese von geringerer Natur ist. „Viele wiegen sich in Sicherheit und denken, Europa für einen Ernstfall gut vorbereit. Beides ist falsch – denn das Beispiel Japan zeigt, dass Naturrisiken trotz bester Vorbereitung viele Faktoren nicht vollständig kalkulierbar sind“, so Hennig.

Japan: Ballungsräume in Tsunami-Reichweite

Eine zweite Karte ist aus aktuellem Anlass Japan gewidmet. Sie zeigt die Einwohnerverteilung des Inselstaates, die ihn besonders verletzlich für Naturkatastrophen macht. „Am dichtesten besiedelt sind die Regionen an den Küsten und Niederungen. 80 Mio. Japaner leben auf der Pazifikküste der Hauptinsel Honshu. Zusätzlich zur Erdbebengefahr droht hier immer auch jene des Tsunamis, der die Wirkung der Beben noch verstärkt“, erklärt der Forscher. Auch die Tiefe des Ozeanbodens wurde in der Karte berücksichtigt, da er über die Ausprägung von Tsunamis entscheidet.

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Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://www.viewsoftheworld.net

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