Mikrobielle "Soft Skills"

Kommunikationsstärke, Networking-Kompetenz und die Fähigkeit, Grenzen zu überwinden – Was heute als Soft Skills in beinahe jeder Stellenanzeige gewünscht wird, könnte ebenso gut in einem Steckbrief für Mikroben stehen.

Denn die „Kommunikation“ der Mikroorganismen mit ihrer Umwelt ist entscheidend für viele Lebensprozesse auf der Erde: Mikroorganismen, wie Bakterien und Pilze, leben nicht nur in regem Austausch mit ihresgleichen. Sie kommunizieren auch mit Pflanzen, Tieren und nicht zuletzt uns Menschen. Sogar mit ihrer unbelebten Umwelt, wie Mineraloberflächen, tauschen sie sich rege aus.

Die Kommunikation zwischen winzigen Mikroorganismen und ihrer Umwelt „belauschen“ Wissenschaftler der „Jenaer Graduierten-Schule für mikrobielle Kommunikation“ (JSMC). Die 2007 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ins Leben gerufene Einrichtung wird durch die Exzellenz-Initiative des Bundes und der Länder gefördert und vereint Wissenschaftler von 15 Uni-Instituten, 6 außeruniversitären Forschungseinrichtungen und 12 Partnern aus der Wirtschaft. Jetzt erhält das renommierte Konsortium weitere finanzielle Unterstützung durch den Freistaat Thüringen: Im Rahmen der ProExzellenz-Initiative wird das Projekt „MikroInter“ in den kommenden drei Jahren mit rund einer Million Euro gefördert.

„,MikroInter' steht für ,Mikrobielle Interaktionen' und ist ein an der Universität Jena angesiedeltes Projekt, das die JSMC strukturell verstärken wird“, macht Prof. Dr. Erika Kothe von der Universität Jena deutlich. Ziel sei es, bei einer erneuten Ausschreibung der Exzellenz-Initiative des Bundes und der Länder so aufgestellt zu sein, dass eine Anschlussförderung erreicht und so die Jenaer Graduierten-Schule nachhaltig etabliert wird. „Die Konkurrenz in diesem Wettbewerb ist natürlich groß“, so die Professorin für Mikrobielle Phytopathologie und Sprecherin von „MikroInter“. „Die nun gewährte Unterstützung der Graduiertenschule ist deshalb ein wichtiger Schritt.“ Dank „MikroInter“ werden drei Post-Doktoranden gefördert, die bei den drei Mitgliedern des Koordinationsteams der JSMC angesiedelt sind: Neben Prof. Kothe auch bei Prof. Dr. Axel Brakhage (Universität Jena und Hans-Knöll-Institut) sowie Prof. Dr. Wilhelm Boland (Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie).

Inhaltlich soll mit dem neuen Projekt vor allem die interdisziplinäre Forschung innerhalb der JSMC vorangebracht werden. So wollen die Jenaer Wissenschaftler verstärkt physikalische Methoden einsetzen und zu neuen mikroskopischen Verfahren weiterentwickeln, mit denen sich Mikroben und ihre Kommunikationsmoleküle nachweisen lassen. Die 10 zusätzlichen Promotionsstipendien, die im Rahmen von „MikroInter“ finanziert werden, ermöglichen den Nachwuchswissenschaftlern das Arbeiten nach dem Konzept „life science meets physics“: „Jeder Doktorand ist sowohl in eine biologisch als auch eine physikalisch orientierte Arbeitsgruppe eingebunden“, so Prof. Kothe. „Dies macht interdisziplinäres Arbeiten nicht nur möglich, sondern notwendig.“

Auch das neue Masterprogramm „Chemical Biology“, das zum Wintersemester 2010/11 startet, wird von „MikroInter“ unterstützt und stärkt die interdisziplinäre Ausbildung an der Friedrich-Schiller-Universität. „Im Bereich der Mikrobiologie und verwandter Gebiete gibt es in Thüringen viele kleine und mittelständische Unternehmen sowie start-ups, die großen Bedarf an gut qualifizierten Wissenschaftlern haben“, macht Prof. Kothe deutlich. Die Absolventen der Jenaer Uni hätten gute Chancen in diesem Bereich Fuß zu fassen, haben sie doch eine exzellente Ausbildung bekommen, „Soft Skills“ inklusive.

Kontakt:
Prof. Dr. Erika Kothe
Institut für Mikrobiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Neugasse 25, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949291
E-Mail: erika.kothe[at]uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

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