Neuer Risikogenort für den Typ 2 Diabetes entdeckt
Der Diabetes mellitus und diabetesassoziierte Spätkomplikationen gehören weltweit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und Todesursachen.
In Deutschland gibt es etwa 6 Millionen Menschen mit Typ 2 Diabetes, die von ihrer Erkrankung wissen, und eine relativ hohe Dunkelziffer unerkannter Diabetiker. Neben Lebensstilfaktoren, wie Übergewicht und Bewegungsmangel, spielen genetische Ursachen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Entstehung dieser Erkrankung.
Das Ziel des internationalen 'Meta-Analyses of Glucose and Insulin-related traits Consortium' (MAGIC) ist die Identifikation von Genvarianten, die den Blutzuckerspiegel in gesunden Personen bestimmen. Deutschland ist im Rahmen der KORA-Studien durch Wissenschaftler des Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf (Dr. Wolfgang Rathmann, Dr. Christian Herder, Dr. Klaus Straßburger, Prof. Dr. Guido Giani; Direktor: Prof. Dr. Michael Roden) und des Helmholtz Zentrums München (PD Dr. Thomas Illig; Leiter der KORA-Studien: Prof. Dr. H.-Erich Wichmann) vertreten.
MAGIC hat Daten aus 13 Fall-Kontroll-Studien mit über 18.000 diabetischen und 64.000 nichtdiabetischen Studienteilnehmern kombiniert und konnte eine Variante des MTNR1B-Gens identifizieren, die sowohl mit höheren Blutzuckerspiegeln als auch erhöhtem Typ 2 Diabetes-Risiko verbunden ist. Die Studienergebnisse sind im Januar-Heft von Nature Genetics veröffentlicht worden.
Das MTNR1B-Gen kodiert für eine der beiden bekannten Melatonin-Bindungsstellen. Melatonin ist ein Hormon, das in der Zirbeldrüse – einem Teil des Zwischenhirns – produziert wird und für den Tag-Nacht-Rhythmus (zirkadianen Rhythmus) des menschlichen Körpers verantwortlich ist. Das MTNR1B-Gen wird unter anderem in insulinproduzierenden Inselzellen der Bauchspeicheldrüse exprimiert und kodiert für einen Rezeptor, von dem angenommen wird, das er einen hemmenden Effekt des Neurohormons Melatonin auf die Insulinfreisetzung vermittelt.
Melatoninspiegel im Körper sind nachts hoch und fallen bei Tageslicht ab, während Insulinspiegel tagsüber höher sind als in der Nacht. Insgesamt deuten diese neuen Daten zu Melatonin auf eine Verbindung zwischen dem Neurohormon Melatonin und Insulin hin, die gislang beim Menschen nicht bekannt war. Weitere Studien müssen nun zeigen, welche Rolle Melatonin in der Regulation von Insulinfreisetzung, Blutzuckerspiegeln und Diabetesentwicklung spielt und ob dieser Befund neue Behandlungsoptionen ermöglicht.
Christian Herder, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Inga Prokopenko et al. Variants in MTNR1B influence fasting glucose levels. Nature Genetics 2009, 41: 77-81
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