Massensterben der Pflanzenarten hat begonnen

Jede zweite Pflanzen- und Tierart ist vom aktuellen Massensterben betroffen. Das schließen Ökologen der University of California in Santa Barbara aus ihrer aktuellen Vergleichsstudie über weltweite Grasland-Ökosysteme. „Noch zu unseren Lebzeiten könnte die Hälfte aller heutigen Arten vernichtet werden“, warnt Studienautor Bradley J. Cardinale. Seine Forschergruppe ermittelt, welche Tier- und Pflanzenarten aufgrund ihrer ökologischen Bedeutung besonderen Schutzes bedürfen.

Das massenweise Zugrundegehen von Tier- und Pflanzenarten passierte bereits mehrmals in der Erdgeschichte, zuletzt vor 65 Mio. Jahren. Die Wissenschaft nimmt an, dass der Einschlag eines Meteors damals zum Sterben aller Landsaurier und vieler Pflanzen geführt hat. An der derzeit im Gange befindlichen Artensterben sei unser Lebensstil maßgeblich beteiligt. „Der Mensch trägt Mitschuld, weil er den Planeten asphaltiert und verschmutzt“, so Cardinale.

Bestätige sich die These des aktuellen Massensterbens von Arten, müssten deren wichtigste Vertreter rasch erkannt und geschützt werden, so Mitautor Todd Oakley, denn die Artenvielfalt sei eine Überlebensfrage. Je weniger verschiedene Pflanzenarten ein Ökosystem aufweist, desto weniger Biomasse kann es produzieren. Denn der Biomassen-Beitrag einer einzelnen Art ist umso größer, je genetisch seltener oder vereinzelter sie auftritt, so die kalifornischen Wissenschaftler. Mit einer Abnahme der Biomasse verringert sich auch die Absorption von Kohlendioxid und die Erzeugung von Sauerstoff empfindlich, was weltweit die Zusammensetzung atmosphärischer, lebensnotwendiger Gase beeinträchtigt. Auch die Nahrungskette der Tiere wird durch Artensterben im Pflanzenreich unterbrochen und gefährdet dadurch Jagd und Fischerei.

Die Universität Santa Barbara verglich 40 wichtige internationale Studien zum Ökosystem „Grasland“ und rekonstruierte die Evolutionsgeschichte von 177 darin aufscheinenden Blütenpflanzen durch Vergleich ihrer genetischen Bildung. Einer dieser evolutionären Einzelgänger ist der Hahnenfuß. Geht er verloren, wie es im Grasland derzeit passiert, hat dies eine weitaus größere Auswirkung als der Verlust eines Gänseblümchens, meinen die Forscher, denn in ihm stecke eine längere Evolutionsgeschichte.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.ucsb.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer