Fragmentierung des Dschungels zerstört Artenvielfalt

Ein Forscherteam des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) hat untersucht, wie sich die Fragmentierung des Regenwaldes auf die genetische Vielfalt auswirkt. Spezielles Interesse hat die Forschungsleiterin Simone Sommer für den brasilianischen Küstenregenwald, den Mata Atlantica. Die Studien kommen zum Schluss, dass auch fragmentierte Regenwälder mit einer gewissen Prozentzahl Waldanteil zur Erhaltung der Biodiversität beitragen können.

„Was unsere Arbeiten zeigen, ist, dass es nicht mehr genügend Primärwald in der Mata Atlantica gibt, auf die man Schutzprogramme ausschließlich stützen kann“, so Sommer im pressetext-Interview. „Die verbleibenden Primärwälder befinden sich größtenteils an den äußerst steilen Berghängen, die ohnehin nicht bewirtschaftet werden können.“ Das sei der Grund, warum sie noch existieren. „Diese steilen Bereiche beherbergen oft eine andere Flora und Fauna als flachere Bereiche“, erklärt die Forscherin. „In diesen flachen Bereichen gibt es aber nur noch kleine Reste von Primärwald, aber es gibt viele Fragmente mit regenerierten, ca. 80 Jahre alten Sekundarwäldern, die für Laien oft schon aussehen wie 'Dschungel'“, erklärt Sommer. Noch vor 500 Jahren erstreckte sich der Wald über eine Fläche von 1,5 Mio. Quadratkilometer. Das Anlegen von Plantagen für Kaffee und Zuckerrohr hat nur noch einen schmalen Gürtel des Waldes – etwa acht Prozent des ehemaligen Bestands – übrig gelassen.

„Naturschutz- und Managementprogramme haben sich seither vorwiegend auf die Primärwälder gestützt“, so Sommer. „Unsere Forschung zeigt nun aber die große Bedeutung dieser fragmentierten Sekundärwälder für den Erhalt der Biodiversität. Entscheidend dabei ist jedoch das Verhältnis der verbleibenden Waldflächen zur dazwischen liegenden Matrix – in diesem Fall den agrarwirtschaftlich genutzten Flächen.“ Hier habe sich gezeigt, dass unter 30 Prozent Waldanteil die meisten endemischen Arten wegfallen, aber darüber ein Großteil der Biodiversität gerettet werden kann“, betont die Wissenschaftlerin. „Ab 45 Prozent Waldanteil waren alle Arten der Kontrollflächen enthalten – mit Ausnahme der Großsäugetiere wie Tapire oder Jaguare.“

„Die Forschungsergebnisse legen damit nahe, dass Schutzmassnahmen auch diese fragmentierte Landschaft mit berücksichtigen sollten“, kommt Sommer zum Schluss. Zudem gehöre es zu wichtigen Managementaufgaben mögliche Korridore zu Primärwaldflächen zu schaffen. „Diese sind entscheidend für das Überleben der Großsäuger.“ Der brasilianische Küstenregenwald gehört zu den Regionen der Welt mit der größten Artendichte. Hier leben 1.360 verschiedene Wirbeltierarten, rund 40 Prozent davon sind hier endemisch. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des deutsch-brasilianischen Kooperationsprojektes „MATA ATLANTICA – Science and Technology for the Mata Atlantica“ gefördert.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.izw-berlin.de

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