Verborgenes sichtbar machen

Überraschungsei im CT Quelle: FMF

Wiegen, schütteln, lauschen: Nach wie vor ist das die beliebteste Methode, um den Inhalt eines Kinder-Überraschungseis zu erraten. Prof. Dr. Michael Fiederle vom Freiburger Materialforschungszentrum (FMF) der Albert-Ludwigs-Universität hat dafür einen anderen Ansatz entwickelt: Er stellt das Überraschungsei in einen tragbaren Computertomografen (CT), und das Innenleben wird auf dem Bildschirm sichtbar.

Für private Zwecke ist dies eine eher kostspielige Methode, zur Demonstration des Detektorsystems, das die Forschungsgruppe um Fiederle entwickelt hat, ein großer Spaß. Die dreidimensionale Darstellung, die mit den hochsensitiven Sensoren möglich ist, eignet sich für viele Anwendungen.

Die Detektoren ermöglichen Röntgenbilder mit hoher Auflösung und zusätzlichen spektralen Informationen, in der Fachsprache als Coloured X-Ray Imaging bezeichnet, ohne dabei Gewebe zu zerstören. Die Technik eignet sich für den Einsatz in der Medizin, beispielsweise um Strukturen von Knochen zu erkennen und somit deren Dichte zu bestimmen. So kann sie ein wichtiges Hilfsmittel für die Diagnose bei Osteoporose sein.

Das Material für die auf der so genannten Medipixelektronik basierenden Detektorsysteme produziert die Gruppe selbst. So kann sie die Materialeigenschaften der Halbleiter-Röntgendetektoren stetig weiterentwickeln und an die Anforderungen der Anwendungen anpassen.

Bei den theoretischen Forschungsergebnissen haben Fiederle und sein Kollege Dr. Alex Fauler es jedoch nicht belassen: Sie haben die Theorie in anwendbare Produkte überführt. „Der Weg vom erfolgreichen wissenschaftlichen Ergebnis zum anwendbaren Industrieprodukt ist lang und zäh“, erklärt Fiederle.

Überzeugt von dem Produkt und aufgrund der Anfragen von Kooperationspartnern, haben er, Fauler und weitere Partner dennoch die Startup-Firma „X-Ray Imaging Europe GmbH (XIE)“ gegründet.

In diesem Spin-off des FMF arbeiten die beiden Forscher und ihr Team daran, dass die Geräte hohen Ansprüchen gerecht werden. Momentan werden die Detektorsysteme von XIE unter anderem bei Sicherheitsuntersuchungen in Kernkraftwerken und für Experimente an modernen Röntgenquellen, so genannten Synchrotrons wie dem ANKA in Karlsruhe, eingesetzt.

Seit der Gründung des FMF vor 25 Jahren entwickelt und verbessert Michael Fiederle neue Materialien und passt sie dem Bedarf der Nutzerinnen und Nutzer an. „Die Materialforschung am FMF ist auch mit 25 Jahren noch aktuell, innovativ und attraktiver denn je. Und sie ist immer für eine Überraschung gut.“

Webseite der Forschungsgruppe:
http://www.fmf.uni-freiburg.de/service/servicegruppen/sg_matchar

Artikel auf dem Forschungsportal Surprising Science:
http://www.pr.uni-freiburg.de/go/strahlenschutz

Kontakt:
Prof. Dr. Michael Fiederle
Freiburger Materialforschungszentrum (FMF)
Albert-Ludwigs-Universität
Tel.: 0761/203-4775
E-Mail: michael.fiederle@fmf.uni-freiburg.de

https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2015/pm.2015-12-14.178

Media Contact

Rudolf-Werner Dreier idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer