Die Nieren der Landschaft – Senckenberg betreibt Langzeitforschung an Fließgewässern und Auen

Die Gebänderte Prachtlibelle lebt an langsam fließenden Bächen und kleineren Flüssen. Die Bestände sind in den letzten Jahren vielerorts insbesondere durch Verschmutzung und Gewässerverbau zurückgegangen.<br>Foto: Thomas Stalling<br>

Durch intensivere Landnutzung könnten die als „Hotspot der Artenvielfalt“ bekannten Ökosysteme ihre Filter-Funktion in der Landschaft nicht mehr wahrnehmen. Zur besseren Vernetzung von Wissenschaft und Politik sind die Forschungsaktivitäten Bestandteil des europäischen Langzeit-Projektes EnvEurope.

Kriebelmücken, Schnecken, Wasserkäfer und Libellen – Fließgewässer und die zugehörigen Auen sind wahre „Biodiversitäts-Hotspots“. Etwa zehn Prozent aller Arten in Mitteleuropa sind ausschließlich auf diese Lebensräume beschränkt, gut 40 Prozent leben typischerweise in Auen. Dabei nehmen Fließgewässer und ihre Auen in Mitteleuropa nur noch weniger als ein Prozent der Gesamtfläche ein.

Salz aus dem Straßen-Winterdienst oder Einträge wie Dünge- oder Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft belasten immer auch Fließgewässer. Diese liegen natürlicherweise am tiefsten Punkt in der Landschaft und sind damit Sammelbecken für alle Einträge aus den Einzugsgebieten. Durch ihre Selbstreinigungskraft fungieren diese Ökosysteme jedoch gleichzeitig als „Niere“ der Landschaft.

„Doch durch die intensivere Landnutzung sind die Gebiete besonders bedroht. Der Schutz der Fließgewässer und der Erhalt des Selbstreinigungseffektes ist uns daher ein besonders Anliegen“, erklärt Dr. Stefan Stoll aus der Abteilung Fließgewässerökologie und Naturschutzforschung des Senckenberg Forschungsinstitutes. „Im eigens eingerichteten Rhein-Main-Observatorium untersuchen wir auf einer Fläche von 100 Quadratkilometern, welche Stellschrauben die biologische Vielfalt in menschlich genutzten Auengebieten beeinflussen.“

Und auch der Blick über den deutschen Tellerrand wird gewagt: Im europäischen Projekt EnvEurope wird nun von Senckenberg gemeinsam mit weiteren Forschungsinstituten aus 11 europäischen Ländern der gegenwärtige Zustand sowie Veränderungen und Trends von Ökosystemen in Europa erfasst und europaweit einheitliche Methoden und Parameter zur Ökosystemanalyse entwickelt.

„Durch den Zusammenschluss mit anderen wissenschaftlichen Instituten, die zu Ökosystemen forschen, verbessern wir die wissenschaftliche Grundlage der Naturschutzplanung in der Europäischen Union und tragen dazu bei, die Lücke zwischen Wissenschaft und Politik zu schließen“, resümiert Stoll.

Gute Nachrichten für über tausend Insektenarten und die zahlreichen anderen Auenbewohner!

Kontakt
Dr. Stefan Stoll
Abt. Limnologie und Naturschutzforschung
Tel: 06051 61954-3123
Stefan.Stoll@senckenberg.de
Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de
Die Erforschung von Lebensformen in ihrer Vielfalt und ihren Ökosystemen, Klimaforschung und Geologie, die Suche nach vergangenem Leben und letztlich das Verständnis des gesamten Systems Erde-Leben – dafür arbeitet die SENCKENBERG Gesellschaft für Naturforschung. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblick in vergangene Zeitalter sowie die Vielfalt der Natur vermittelt.

Media Contact

Judith Jördens Senckenberg

Weitere Informationen:

http://www.senckenberg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz

Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.

Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer