Meeresdüngung birgt Vergiftungsgefahr
Die Ozeandüngung mit Eisen, die der Klimaerwärmung entgegenwirken soll (pressetext berichtete: http://www.pressetext.com/news/090129027/ ), kann zu Vergiftungen führen, berichten Forscher im Fachmagazin PNAS. Das Eisen feuert das Algenwachstum an und absorbiert damit CO2. Nun haben Wissenschaftler der San Francisco State University entdeckt, dass manche Algen ein Nervengift produzieren, das Säugetiere und Vögel töten kann.
Die Kieselalgen der Gattung Pseudonitzschia gedeihen nach der Eisendüngung besonders gut. Sie erzeugen das Nervengift Domoinsäure, das seit den späten 1980er-Jahren als Verursacher von Fisch- und Muschelvergiftungen bekannt wurde. Domoinsäure greift vor allem Regionen im Hippocampus und in dessen Nachbarschaft an und schädigt – meist reversibel — das Erinnerungsvermögen durch eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses.
Fisch- und Muschelvergiftungen
Die Vergiftungen durch Domoinsäure können zudem zu Übelkeit, Krämpfen, Durchfällen und Atembeschwerden führen. Nach Algenblüten raten Experten daher, keine Muscheln zum Verzehr zu entnehmen. Das Toxin soll in der Vergangenheit auch dazu geführt haben, dass Seelöwen daran zugrunde gegangen sind.
In den vergangenen zehn Jahren haben sich rund zehn Forschungsberichte mit den Folgen der Eisendüngung beschäftigt und sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Die meisten haben errechnet, wie groß der tatsächliche Nutzen zur CO2-Absorption war. Nur zwei Forschungsberichte haben sich mit den Folgen einer eventuellen Produktion von größeren Mengen Domoinsäure beschäftigt.
Wesentliche Fragen ungeklärt
„Wir hatten eine Reihe von wesentlichen Zielen bei unserer Arbeit“, erklärt Studienleiter William Cochlan. Dazu gehörten die Fragen, ob die Algen, die Domoinsäure produzieren, auch normalerweise vorkommen, ob sie tatsächlich das Nervengift herstellen und ob die Eisendüngung die Produktion anregt. Die Antwort auf alle drei Fragen sei ein „Ja“ gewesen, bestätigt Cochlan.
Auf der schwimmenden Feldforschungsstation Papa im Nordost-Pazifik konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Pseudonitzschia-Algen in eisen- und kupferreicher Umgebung schneller ausblühten als andere Algen. Die Menge von Domoinsäure in dem mit Eisen angereichertem Meerwasser war so hoch wie in bekannten Gebieten, in denen Meeressäuger an Vergiftungen starben.
„Vergiftungen mit Domoinsäure treten in manchen Gebieten der Erde regelmäßig auf“, so Ailsa Hall, Direktorin des Sea Mammal Research Institute an der schottischen St. Andrews University http://www.st-andrews.ac.uk . So komme es seit 1998 zu regelmäßigen Massensterben von Seelöwen an der US-Westküste. Das Dramatische am Gift sei, dass es sich anreichert. Die Fische hingegen sterben nicht daran.
Weitere Informationen: http://www.climos.com/note_detail.php?pid=174
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.sfsu.eduAlle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz
Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.
Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.
Neueste Beiträge
Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie
Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…
Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…
Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze
Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…