Eigenheimbesitzer zögern bei energetischer Gebäudesanierung

Trotz steigender Energiepreise sind viele Hauseigentümer zurückhaltend bei der energetischen Sanierung ihrer Gebäude. So das Ergebnis einer Befragung von 1000 Ein- und Zweifamilienhausbesitzern, die das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) geleitet hat.

Über 60 Prozent der befragten Gebäudesanierer sind der Ansicht, dass ihr Gebäude in einem guten Zustand sei und keine weiteren energetischen Maßnahmen erfordere. „Es ist dramatisch, wie viele Hausbesitzer ihre Lage verkennen“, so Dr. Immanuel Stieß vom ISOE. „Viele Energieeinsparpotenziale liegen schlicht aufgrund mangelnden Problembewusstseins brach. Das ist nicht nur schädlich fürs Klima, sondern belastet die Bewohner durch unnötig hohe Energiekosten.“

Das Wissenschaftlerteam befragte Eigenheimbesitzer, die in den letzten vier Jahren Sanierungsmaßnahmen an ihren Häusern durchgeführt hatten. Deutlich wird, dass wirtschaftliche Barrieren nicht der einzige Grund für geringe energetische Sanierungsraten sind. „Bisher wurde der Fokus stark auf finanzielle Förderung gelegt. Unsere Befragung zeigt nun, dass die Gebäudesanierungsprogramme zwar ein wichtiger Baustein sind. Doch sind sie allein nicht ausreichend, um den Energieverbrauch in den Haushalten zu reduzieren“, so Stieß weiter.

Vielmehr zeigt die Untersuchung, dass viele Hausbesitzer angesichts der zahlreichen Fragen, die eine energetische Sanierung aufwirft, abgeschreckt sind und untätig bleiben. In dem Forschungsprojekt „Energieeffiziente Sanierung von Eigenheimen“ (Enef-Haus) wird daher erforscht, wie beispielsweise die Erstenergieberatung von Eigenheimern optimiert werden kann, um in höhere Sanierungsraten zu münden. Stieß: „Viele Hausbesitzer stehen einer professionellen Beratung positiv gegenüber. Von einem kompetenten Berater an die Hand genommen zu werden – vom Erstgespräch bis hin zur Investitionsentscheidung – erleichtert die Entscheidung für viele.“

Um mehr maßgeschneiderte Informationsangebote zu ermöglichen, haben die Forscher die Handlungsmotive und -hemmnisse der Eigenheimsanierer untersucht. Die Befragung zeigt, dass die aktivsten Sanierer in der Gruppe der 50- bis 70-Jährigen zu finden sind, während bei den 30- bis 50-Jährigen die Anteile deutlich geringer sind. Neben dem Alter unterscheiden sich die Hausbesitzer auch in Ihren Zielen und Einstellungen hinsichtlich der Sanierung sowie in der Art der durchgeführten Maßnahmen. Im Ergebnis präsentieren die Forscher eine Einteilung der Hausbesitzer in fünf Typen vom „desinteressiert Unwilligen“ bis hin zum „überzeugten Energiesparer“.

„In Zukunft muss es verstärkt darum gehen, maßgeschneiderte Instrumente für diese unterschiedlichen Zielgruppen zu erstellen“, so Dr. Julika Weiß vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Daher wird das IÖW im Projekt Enef-Haus geeignete Beratungs- und Förderinstrumente für die identifizierten Sanierer-Typen ausarbeiten. „Denn mit Förderung per Gießkannenprinzip können energetisch anspruchsvolle Sanierungen nur schwer erreicht werden“, sagt Weiß.

Die Studie „Handlungsmotive, -hemmnisse und Zielgruppen für eine energetische Gebäudesanierung“ steht zum Download bereit unter www.enef-haus.de. Im Projekt Enef-Haus untersucht das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) gemeinsam mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Hochschule Lausitz im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, wie Eigenheimbesitzer zu mehr Energiesparen durch Gebäudesanierung aktiviert werden können.

Fachlicher Ansprechpartner:
Dr. Immanuel Stieß
Institut für sozial-ökologische Forschung
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt a.M.
Telefon: +49 – 69 – 707 69 19 – 19
Pressekontakt:
Richard Harnisch
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Potsdamer Str. 105
D-10785 Berlin
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