Drogenkonsumenten im Straßenverkehr

An der Studie des Interdisziplinären Zentrums für Verkehrswissenschaft haben inzwischen schon rund 170 Konsumenten von Cannabis und anderen Drogen teilgenommen.

Die Wissenschaftler befassen sich im Rahmen des europäischen Projekts Druid (Driving under the influence of drugs, alcohol and medicines) mit der Frage, wie häufig Verkehrsteilnehmer unter dem Einfluss von Drogen stehen. Derzeit suchen sie vor allem im Raum München nach weiteren Freiwilligen, die im Dienst der Verkehrssicherheit ihren Drogenkonsum und ihren Alltagsablauf protokollieren.

„Um sinnvoll über das Thema diskutieren zu können, ist es wichtig zu wissen, wie lange Drogen im Blut nachweisbar sind, wie häufig Fahrten unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen überhaupt vorkommen und ab wann die Leistung der Fahrer beeinträchtigt wird“, sagt Martina Walter, die mit ihrer Kollegin Susanne Gsell und Professor Hans-Peter Krüger an dem Projekt arbeitet. Insgesamt machen bei Druid 30 Forschungsinstitute aus 19 europäischen Ländern mit; die Europäische Union fördert das Vorhaben. Aus den Ergebnissen sollen am Ende Empfehlungen für EU-weite verkehrsrechtliche Regelungen abgeleitet werden.

Fährt jemand, der Drogen konsumiert hat, danach auch Auto? Welche Menge hat er zuvor zu sich genommen? Wann nach dem Konsum fährt er und wie häufig? „Das sind die Fragen, die uns interessieren“, so Martina Walter. „Dabei wollen wir weder mahnend den Zeigefinger heben noch den Konsum von Drogen verherrlichen.“ Vielmehr möchten die Würzburger herausfinden, ob Drogenkonsumenten in Sachen Verkehrsteilnahme verantwortungsbewusst sind – sprich, ob sie Konsum und Fahren trennen.

Für Alkohol gilt derzeit die 0,5-Promillegrenze. Für Drogen gibt es keine solche Grenze: Wenn jemand am Straßenverkehr teilnimmt und in seinem Blut Drogen nachweisbar sind, wird er bestraft – egal wie lange der Konsum zurückliegt und ohne dass irgendjemand sagen kann, ob die Leistung des Fahrers tatsächlich beeinträchtigt ist. „Für eine Diskussion um Grenzwerte im Verkehr sind fundierte Erkenntnisse notwendig. Dazu wollen wir mit unserer Studie beitragen“, so die Würzburger Diplom-Psychologin.

Zielgruppe sind Autofahrer im Alter von 18 bis 39, die regelmäßig Drogen nehmen. Die Forscher geben den Studienteilnehmern vier Wochen lang einen Blackberry, also einen Kleincomputer. Auf dem ist ein Fragebogen programmiert, der täglich auszufüllen ist. Die Fragen beziehen sich auf die Tagesstruktur, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Konsum von Drogen und eigenen Kfz-Fahrten. „Der Teilnehmer kann den Fragebogen ausfüllen, wann und wo immer er mag und ihn uns über Mobilfunk zuschicken“, erklärt Martina Walter. Als Anreiz für die Teilnahme bekommt jeder Proband 300 Euro.

Rechtliche Konsequenzen haben die Teilnehmer nicht zu befürchten: Die Staatsanwaltschaften Würzburg und München hätten schriftlich erklärt, dass sie nicht auf die Daten zugreifen werden – weder während noch nach der Erhebung. Als universitäre Einrichtung trete das Zentrum für Verkehrswissenschaften völlig unvoreingenommen an das Thema heran. Die Würzburger Forscherin: „Wir unterliegen der Schweigepflicht, dürfen also keine Angaben an Dritte weitergeben. Außerdem werden keine personenbezogenen Angaben gespeichert. Alle Angaben, die die Probanden machen, werden mit einem Code verschlüsselt gespeichert, so dass keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich sind. Im Vorfeld wurde genau festgelegt, wer Zugriff auf die Daten hat, was erhoben wird und wie die Daten gespeichert werden.“

Weitere Informationen über die Studie im Internet unter http://www.doyoudrugdrive.de Kontakt zu den Wissenschaftlern: Diplom-Psychologin Martina Walter, T (0931) 31-2650, walter@psychologie.uni-wuerzburg.de oder Diplom-Psychologin Susanne Gesell, info@dydd.de

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Robert Emmerich idw

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