Auszeichnungen und Ausgezeichnetes auf der Chemiedozententagung

Der Vorstand der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) folgte diesem Vorschlag, so dass nun, am 9. März 2010 anlässlich der Chemiedozententagung in Gießen, der Preis verliehen werden kann. Der zweite Auszuzeichnende an diesem Tag ist Professor Dr. Georg Schwedt, Bonn, Emeritus der TU Clausthal.

Er wurde unter sieben Kandidaten für den Preis der GDCh für Journalisten und Schriftsteller ausgewählt. Die Preisverleihung findet im Rahmen einer Festsitzung statt, die von der Vizepräsidentin der GDCh, Professor Dr. Barbara Albert, TU Darmstadt, eröffnet wird. Den Festvortrag hält Professor Dr. Herbert Waldmann, Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie, Dortmund, Carl-Duisberg-Preisträger 1992, über Biologie-orientierte Synthesen.

Der Chemiker Sebastian Schlücker, der sich Ende 2006 im Alter von 33 Jahren in Physikalischer Chemie an der Fakultät für Chemie und Pharmazie der Universität Würzburg habilitiert hat, erhielt 2008 einen Ruf auf eine W2-Professur für Experimentalphysik an der Universität Osnabrück. Seine dortige Arbeitsgruppe zur Biophotonik ist multidisziplinär angelegt. Den Preis erhält er für seine innovativen und wegweisenden Beiträge zur Bioanalytik und Nanodiagnostik mittels oberflächenverstärkter Raman-Streuung (SERS, surface-enhanced Raman scattering). Die SERS-Mikrospektroskopie könnte schon bald in der Medizin eine wichtige Rolle spielen.

Die Nanodiagnostik, also der Einsatz von Nanomaterialien für diagnostische Zwecke, ist ein junges Arbeitsgebiet im Grenzbereich zwischen Chemie, Physik und Biologie. Auf der Oberfläche von Edelmetallnanopartikeln werden einmolekulare Schichten von organischen Molekülen adsorbiert und mit einer schützenden Hülle versehen. Mit diesem Markierungsreagenz können Biomoleküle, beispielsweise tumorrelevante Zielproteine, nach Laseranregung Raman-spektroskopisch nachgewiesen werden. Aufsehen erregte Schlückers Publikation über eine neue Generation signifikant verbesserter SERS-Marker im vergangenen Jahr in der Angewandten Chemie, der weltweit führenden, von der GDCh herausgegebenen Chemie-Zeitschrift. 2007 hatte Schlücker, ebenfalls in der Angewandten Chemie, erstmals die SERS-Mikrospektroskopie zum ultrasensitiven Nachweis von an Festphasen gebundenen Peptiden beschrieben. Auch diese Arbeit wird große Bedeutung erlangen, weil die Festphasen-Synthese in der Chemie eine gängige Methode ist.

Die Verleihung des Preises der GDCh für Journalisten und Schriftsteller an den Chemiker und Lebensmittelchemiker Georg Schwedt kann man als Ehrung für ein Lebenswerk auffassen, auch wenn der 66jährige dieses sicher noch lange nicht abgeschlossen hat. Kontinuierlich und unermüdlich erweitert er seine schon jetzt immense Zahl an Buchveröffentlichung zu nahezu allen Gebieten der Chemie – und darüber hinaus, wie sein im vergangenen Jahr erschienenes Buch „Goethe – Der Manager“ zeigt.

Angefangen hat es mit Publikationen zur Analytischen Chemie; denn auf diesem Gebiet, in dem er sich 1978 habilitierte, war er als Forscher und Hochschullehrer zunächst vor allem zuhause. Sein „Taschenatlas der Analytik“ wurde ins Englische, Französische, Japanische, Chinesische und Neugriechische übersetzt. Aber das nur am Rande; denn die Auszeichnung gilt dem „Öffentlichkeitsarbeiter“, dem Buchautor und Vortragenden, der die Chemie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat und weiterhin machen will. So publizierte er u.a. beim Weinheimer Verlag Wiley-VCH Titel wie „Experimente mit Supermarktprodukten“ (und lässt es auch einmal in Buchhandlungen brodeln und zischen), „Wenn das Gelbe vom Ei blau macht“ (in dem er Sprüche mit versteckter Chemie erläutert) oder „Betörende Düfte, sinnliche Aromen“ (in dem des um unsere Nase und berühmte Parfüms mit viel Kultur- und Wissenschaftsgeschichte geht). In Zeitschriften wie der Chemie in unserer Zeit ist er gern gesehener Autor mit Themen zur Geschichte der Chemie, zu denen er ebenfalls zahlreiche Buchpublikationen beitrug. Seine Experimentalvorträge „Highlights aus der Alltagschemie“ haben ihn nicht erst im Jahr der Chemie 2003 berühmt gemacht: Er ist ein sehr gefragter Vortragender, wenn Schüler, Lehrer und andere Chemie-Interessierte von Hochschulen oder anderen Institutionen zu öffentlichen Experimentalvorträgen eingeladen werden. Zudem hat er das Clausthaler Schülerlabor SuperLab begründet und die ExperimentierKüche im Deutschen Museum Bonn angeregt.

Barbara Albert wird es in ihrer Begrüßungsansprache auf der GDCh-Festsitzung nicht unerwähnt lassen, wie wichtig das Engagement eines jeden Chemikers für die Vermittlung von Chemie an die Öffentlichkeit ist. Da die Chemiedozententagung sich in besondere Weise an den Forschernachwuchs richtet, wird sie jedoch vor allem über die Frage sprechen, was deutsche Universitäten zu einem besonders attraktiven Arbeitsplatz für begabte junge Chemiker und Chemikerinnen macht, und warum es – auch für die breite Öffentlichkeit – so wichtig ist, dass Forschung und Erkenntnisgewinn weiterhin reizvolle Lebensinhalte und -ziele von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind. Woraus resultieren die international anerkannte, außerordentlich hohe Qualität deutscher Studienabgänger und das nahezu flächendeckend überdurchschnittliche Niveau der Forschung an deutschen Universitäten? Sind diese Merkmale unserer Hochschullandschaft die Folge der konsequenten, langjährigen Umsetzung Humboldtscher Bildungsideale, wie zum Beispiel weitgehende Autonomie der Universitäten, Einheit von Forschung und Lehre und ganzheitlicher Bildungsanspruch, oder versprechen gesellschaftliche und politische Steuerungsimpulse wie neue Exzellenz- und Studienprogramme bessere Absolventen und Forschungsleistungen?

Vor 18 Jahren hat Herbert Waldmann den bei Nachwuchswissenschaftlern so begehrten Carl-Duisberg-Gedächtnispreis der GDCh entgegennehmen können. Heute zählt er zu den international herausragenden Forschern auf dem Gebiet der Chemischen Biologie. Die Internet-Seite, auf der Waldmann seine Forschungsarbeiten vorstellt, ist ein gelungenes Beispiel guter Öffentlichkeitsarbeit: Leicht verständlich erläutert er, was man unter Biologie-orientierter Synthese zu verstehen hat, das Thema seines Vortrags in Gießen. Waldmann ist auf der Suche nach neuen Wirkstoffen für die Medizin und nimmt sich dafür Naturstoffe zum Vorbild. Aber diese Stoffe liefern nur die Basisstruktur, auf der Wissenschaftler auf der Suche nach intelligenten Lösungen für medizinische Probleme aufbauen können. Um dies genauer erläutern zu können, wird Waldmann in Gießen auf die Fachsprache der Chemiker zugreifen müssen und von den dort anwesenden Zuhörern sicher auch verstanden werden.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit annähernd 29.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie vergibt zahlreiche angesehene Preise, so seit 1981 den Preis der GDCh für Journalisten und Schriftsteller. Mit dem Carl-Duisberg-Gedächtnispreis wird die Erinnerung an einen der bedeutendsten Industriechemiker wach gehalten. Der Preis wurde nach Duisbergs Tod 1935 von der IG Farbenindustrie beim Verein Deutscher Chemiker, eine der beiden Vorgängerorganisationen der GDCh, zur Förderung des akademischen Nachwuchses eingerichtet.

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de

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