Einzelne "Wissensengel" helfen dem ganzen Unternehmen

Noch relativ neu hingegen ist die Vorstellung von „Knowledge Angels“ in wissensintensiven Dienstleistungsunternehmen, die nicht nur selbst außerordentlich innovativ sind, sondern auch andere mit ihrer Kreativität anstecken. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat analysiert, was diese Menschen ausmacht und wie sie dabei helfen, das Wissen in dieser Branche aufzubauen, weiterzugeben und anzuwenden.

Die zentrale Fähigkeit in wissensintensiven Dienstleistungsunternehmen ist Kreativität. Die Fraunhofer-ISI-Forscher vermuten in diesen Firmen besonders kreative Einzelpersonen, die eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Innovationen spielen und für ihre Kollegen „Wissenskatalysatoren“ sind: Sie überführen ihre individuelle Talente in Nutzen für die ganze Firma.

Diese sogenannten Wissensengel „spüren“ Entwicklungen vor den anderen Menschen und können sie so eher verwendbar machen. Eine Eigenschaft der „Knowledge Angels“ ist, dass sie häufig in einer beratenden und einflussreichen Position – sowohl unternehmensintern wie auch im externen Umfeld – tätig sind und ihre Fähigkeiten bei Wettbewerbern oder Partnern wirken lassen. Diese Position gibt ihnen auch eine gewisse Unabhängigkeit und Raum für Gestaltungsmöglichkeiten – ihre Freiheit und Selbstverwirklichung ist ihnen oft sehr wichtig und essenziell für ihre Motivation.

Die Wissenschaftler haben fünf Dimensionen analysiert, die für die Entwicklung und Identifikation der „Wissensengel“ wichtig sind:

1. Sie haben ein hohes Bildungs- und Qualifikationsniveau sowie eine solide und breit gefächerte Berufserfahrung. Zumeist sind sie im Management tätig – aber mit Interesse am operativen Geschäft.

2. Im Hinblick auf ihr regionales Umfeld sind sie mit dem Unternehmensstandort zufrieden und fühlen sich mit der Umgebung verbunden.

3. Sie nutzen Netzwerke und vielfältige Methoden des Wissenszugangs, unter anderem durch Erfahrungsaustausch mit externen Partnern, in gemischten Teams, durch wissenschaftliche Arbeiten und Qualifizierungsmaßnahmen. Das über externe Kanäle erlangte Wissen nutzen sie für ihre firmeninterne Arbeit.

4. Bei Problemen haben „Wissensengel“, das Gespür dafür, genau die richtigen Personen zusammenzubringen, um gemeinsam zu einer Lösung zu kommen.

5. Die Unternehmen in denen „Knowledge Angels“ arbeiten, sind oft hoch spezialisiert oder bieten Nischenlösungen. Wichtig sind den Wissensträgern stetig wechselnde Aufgaben, zudem streben sie neben dem Wachstum auch Kundenzufriedenheit an. Generell identifizieren sie sich stark mit ihrem Unternehmen und seinen Zielen.

Die Wissenschaftler des Fraunhofer ISI stellten zusammen mit ihren internationalen Forschungspartnern in Gesprächen mit potenziellen „Wissensengeln“ in Deutschland, Frankreich, China, Spanien und Kanada fest, dass es sich zumeist um Menschen mit hoher (Selbst-)Motivation, autodidaktischer Lernkapazität, Ambitionen, Flexibilität und Kommunikationsgeschick handelt, die schnell auf Veränderungen reagieren können. Basierend auf ihrer Kreativität, ihrer Erfahrung und ihrem vertieften Wissen über Märkte, Wettbewerber und Herausforderungen sind die fähig, Visionen für die zukünftige Entwicklung ihrer Firma zu entwickeln.

Diese Fähigkeiten einzelner gilt es für alle zu nutzen: Unternehmen sollten mögliche „Knowledge Angels“ identifizieren und ihnen die Chance geben, entsprechend ihrer Persönlichkeit zu wirken. Denn zusätzlich zu ihrer Fähigkeit, Entwicklungen vor anderen zu spüren, brauchen sie eine Position, die ihnen nach innen und außen die Möglichkeit gibt, ihre Ideen, Strategien und Visionen zu realisieren. Sie unterstützen gern andere Menschen – und nützen so mit ihren individuellen Talenten der ganzen Firma.

Das Arbeitspapier „Entering the KIBS' black box: There must be an angel! (or is there something like a knowledge angel?)“ steht unter http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/p/download/arbpap_unternehmen_region/ap_r7_2009.pdf als Download-Datei zur Verfügung.

Kontakt:
Dr. Kathrin Schwabe
Telefon: 0721/6809-100
E-Mail: presse@isi.fraunhofer.de
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert die Rahmenbedingungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der breiten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

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Dr. Kathrin Schwabe Fraunhofer Gesellschaft

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