Rentenmarkt: Begrenzte Kurschancen

Die Anleihemärkte beidseits des Atlantiks tendieren seit Anfang August bei freundlichem Grundton eher seitwärts. Auch seit Jahresbeginn zeigt sich die Renditestrukturkurve in den USA am langen Ende per saldo nahezu unverändert, während die Verzinsung kürzerer Laufzeiten den Leitzinsen nach oben folgte. Bei deutschen Staatspapiere erfolgte ebenso eine Strukturkurvenverflachung, allerdings stellte hier das kurze Ende den Fixpunkt dar. Die Renditen längerer Fälligkeiten gaben nach. Aktuell verzinsen sich zehnjährige US-Titel zu knapp 4,1 Prozent, Bundesanleihen gleicher Laufzeit zu rund 4 Prozent.

Risikofaktoren für die vergleichsweise intakte Rentenmarktwelt liegen in einer besseren Konjunkturerwartung sowie einer weniger günstigen Beurteilung der Inflationsperspektive. An beiden Fronten besteht zwar derzeit noch kein Bedarf für eine rasche Neueinschätzung, jedoch ist Wachsamkeit angesichts gemischter Datenlage geboten. Auf der einen Seite schränkte die bisher eindeutig zuversichtlich für die Konjunktur gestimmte US-Notenbank zuletzt ihren Standpunkt etwas ein, indem sie die Ölpreisrisiken stärker betonte. Optimisten deuten dies als Vorbereitung auf eine Leitzinspause bei einer der nächsten von drei in diesem Jahr noch anstehenden Zentralbanksitzungen (Markterwartung für 21. September: +0,25 BP). Zudem deuten rückläufige Jahresraten bei den Produzenten- und Verbraucherpreisen für August auf tendenziell nachlassenden Teuerungsdruck. Auf der anderen Seite liegen die aus inflationsindexierten Anleihen ablesbaren Inflationserwartungen noch immer bei 2,5 (USA) bzw. 2,3 Prozent (Euroland). Ferner deuten einige US-Daten wie die Einzelhandelsumsätze ohne Autos (+7 Prozent gegen Vorjahr) oder die Produktion im verarbeitenden Gewerbe (+6,5 Prozent gegen Vorjahr) darauf hin, dass die sommerliche Flaute der US-Konjunktur möglicherweise doch keinen länger anhaltenden Schwächetrend einläutet. Einige zuletzt veröffentlichte Frühindikatoren signalisieren sogar, dass die Wahrscheinlichkeit für eine zukünftig robustere Entwicklung am Arbeitsmarkt durchaus steigt. In den zurückliegenden Monaten noch hatten schwache Job-Zahlen immer wieder Kursschübe und entsprechende Renditeabschläge bewirkt. Für die Eurozone zeichnet sich trotz marginal erhöhter EZB-Projektionen für Wachstum und Inflation weiterhin kein verstärktes Eigenleben der Festverzinslichen ab. Leichte gesamtwirtschaftliche Besserungstendenzen sind vorrangig vom Außenhandel getragen und erhöhen den Handlungsdruck auf die Währungshüter noch nicht.

Insgesamt bieten Investments auch in längeren Laufzeiten vor allem guten Schutz gegen die Terror- und Ölpreisgefahr, die im Umfeld der US-Präsidentschaftswahlen phasenweise wieder in den Vordergrund treten könnte. Allein makroökonomische Aspekte signalisieren aber derzeit eine Fortsetzung des Zyklusverlaufes mit normalisierten Expansionsraten für die Weltwirtschaft. Unter dem Strich spricht deshalb die größere Handlungsfreiheit im Falle steigender Langfristzinsen weiterhin für eine Bevorzugung kürzerer Laufzeiten.

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Stefan Steib Landesbank Rheinland-Pfalz

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