Mittel- und Osteuropa – Arbeit kostet weniger als 9 Euro pro Stunde
Die EU-Beitrittsländer präsentieren sich mit ihren niedrigen Arbeitskosten für deutsche Unternehmen als attraktive Auslandsstandorte. Selbst im teuersten Land Mittel- und Osteuropas, Slowenien, kostete die Beschäftigtenstunde im Verarbeitenden Gewerbe 2002 lediglich 9 Euro. Das waren über 70 Prozent weniger als im Westen der Bundesrepublik und gut die Hälfte weniger als in den östlichen Bundesländern. In Tschechien und Ungarn schlug eine Beschäftigtenstunde in der Industrie sogar nur mit gut 5 Euro, einem Sechstel des westdeutschen Werts, zu Buche. Besser als hierzulande fällt in den meisten neuen EU-Staaten auch das Verhältnis vom Arbeitslohn zu den Personalzusatzkosten aus: Während in Westdeutschland die Betriebe im Jahr 2002 auf jeden Euro Direktentgelt fast 80 Prozent an Zusatzkosten drauflegen mussten – nicht zuletzt wegen der zahlreichen bezahlten Urlaubs- und Feiertage -, waren es in Osteuropa überwiegend nur zwischen 50 und 70 Cent.
An dem großen Anreiz für deutsche Firmen, aus Kostengründen in den Beitrittsländern zu investieren, dürfte sich vorerst wenig ändern. Zwar sind die Arbeitskosten, in Euro gerechnet, von 2000 bis 2002 in Ungarn um fast 37 Prozent und in Tschechien sogar um 41 Prozent gestiegen. Andernorts betrugen die Zuwächse aber nur zwischen 5 Prozent (Bulgarien) und 18 Prozent (Estland). Auch 2003 dürfte es keine großen Kostensprünge gegeben haben. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge werden sich auch künftig die Arbeitskosten in Mittel- und Osteuropa nur sehr langsam westlichen Niveaus annähern. So könnte es bis 2039 dauern, bis z.B. die Kosten für eine Beschäftigtenstunde in der tschechischen Industrie auf die Hälfte des deutschen Werts geklettert sind.
Christoph Schröder: Die industriellen Arbeitskosten der EU- Beitrittskandidaten, in: iw-trends 1/2004
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