Verkehrsprobleme Südostasiens unmittelbar erlebt

Neue Kontakte und eine Vielzahl neuer Erkenntnisse – so das Ergebnis einer Exkursion des Fachbereichs Verkehrs- und Transportwesen der FH Erfurt nach Südostasien. Die 14-köpfige Gruppe unter der Lei-tung von Prof. Dr.-Ing. Elmar Pfannerstill besuchte auf einer 10-tägigen Reise die kontrastreichen Metropolen Hanoi und Singapur, um deren Verkehrsprobleme und unterschiedlichen Lösungsansätze kennen zu lernen.

Nach insgesamt 14-stündigem Flug über Singapur war die Ankunft in Hanoi zunächst ein Schock: Extrem feuchtheißes Klima und der lärmende, brodelnde und nie endende Strom der mehr als 2 Millionen Motorräder auf den Straßen. Bald stellten die Studenten jedoch fest, dass das scheinbare Chaos von ausgesprochener Rücksichtnahme geprägt war: Was macht der Fußgänger, wenn er mangels Lücke im Verkehr keine Chance hätte, auf die andere Straßenseite zu gelangen: Er geht einfach los – und die Motorräder „strömen“ um ihn herum!

Neben der Besichtigung diverser Infrastruktur-Projekte, wie beispielsweise neuer Brücken über den „Roten Fluss“, stand ein Besuch im „Werk Hanoi“ der vietnamesischen Eisenbahn auf dem Programm. Dieses Werk ist für Wartung und Betrieb aller Lokomotiven im Norden Vietnams zuständig und beschäftigt allein ca. 300 Ingenieure. Die Gruppe der FH Erfurt wurde von der Direktion begrüßt, in einer längeren Gesprächsrunde wurden Kooperationsmöglichkeiten diskutiert. Die vietnamesische Eisenbahn sucht Studenten, die im Rahmen eines Auslands-Praktikums u.a. Möglichkeiten zur Verbesserung der Betriebsabläufe im Werk untersuchen.

Kulturelle und landschaftliche Höhepunkte Vietnams durften auch nicht fehlen, deshalb gab es am Sonntag einen Ausflug zur berühmten Inselwelt der „Ha Long“ Bucht (Weltkulturerbe) – natürlich per vietnamesischer Eisenbahn.

Die zweite Etappe der Reise, Singapur, begann bei der deutschen Außenhandelskammer, die die Gruppe von Prof. Pfannerstill organisatorisch unterstützte und mit einem Einführungsvortag über die wirtschaftliche Situation des Stadtstaates auf die nächsten Tage vorbereitete.

Die Verkehrspolitik Singapurs ist geprägt durch stark reglementierten Individualverkehr: Die Einfuhrsteuer auf PKW beträgt 100%, fahren darf man allerdings erst, wenn man eine der dafür notwendigen und raren Lizenzen ersteigert hat. Anschließend macht eine elektronische, tageszeitabhängige PKW-Maut eine Fahrt zum teuren Vergnügen. So ist es nicht verwunderlich, dass mehr als 65% aller Singapurer ständig das hervorragend ausgebaute öffentliche Verkehrssystem nutzen: Eine Fahrt mit der sauberen, vollautomatischen U-Bahn kostet umgerechnet etwa 50 Cent. Diese Zusammenhänge wurden den Teilnehmern bei einem Besuch der staatlichen „Land Transport Authority“ ausführlich erläutert. Diese Behörde ist auch für das elektronische Mautsystem zuständig, dessen technische Funktionsweise in allen Einzelheiten vorgestellt wurde.

Natürliche durfte für die Studierenden ein Besuch im Hafen Singapurs (größter Container-Umschlaghafen der Welt) und bei der U-Bahn Gesellschaft SMRT nicht fehlen. Weitere Programmpunkte waren das „German Institute of Science and Technologie“ sowie das „Labor für Verkehrsforschung“ der Nationalen Universität Singapur. Hier wurden Möglichkeiten eines Studentenaustauschs erörtert, der durch die in Deutschland eingeführten internationalen „Bachelor“ – Abschlüsse erleichtert wird. Eine Hürde für deutsche Studierende dürften allerdings die dort üblichen, hohen Studiengebühren sein: diese liegen bei umgerechnet 10000 Euro pro Jahr!

Auch dies gehört zu den bemerkenswerten Erkenntnissen, die die Exkursionsteilnehmer mit nach Hause nahmen, als sie Ende September wohlbehalten wieder nach Erfurt zurückkehrten.

Elmar Pfannerstill

Media Contact

Roland Hahn idw

Weitere Informationen:

http://www.fh-erfurt.de/

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