Virtuelles Unternehmen – das Erfolgsmodell für den Mittelstand

Mikrostrukturierter Spritzguss-Formeinsatz zur Herstellung der BioDisk, einem neuartigen Bio-Analysesystem (Bildquelle: i-sys Automationstechnik GmbH).

Unternehmensnetzwerk MikroWebFab zur gemeinsamen Entwicklung und Fertigung von Mikrosystemen zieht Bilanz

Im Zeitalter der Globalisierung und des härteren Wettbewerbs müssen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die hoch spezialisierte Fertigungsschritte anbieten, neue Formen der Zusammenarbeit in Betracht ziehen, um komplexe Mikrosysteme zu entwickeln und zu fertigen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte das Verbundprojekt MikroWebFab, bei dem sechs Technologieunternehmen neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Bereich der Mikrosystemtechnik erprobten. Koordiniert wurde diese Kooperation vom Institut für Angewandte Informatik des Forschungszentrums Karlsruhe unter der Projektträgerschaft der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH in Teltow. Am 28. Oktober 2004 findet das Abschlussseminar statt, bei dem aufgezeigt wird, wie ein solches virtuelles Unternehmen aufgebaut sein kann, um erfolgreich am Markt agieren zu können. Ein wesentliches Ergebnis ist die aus dem BMBF-Verbundprojekt entstandene MikroWebFab, eine auf Dauer angelegte Kooperation, die erfolgreich Komplettlösungen der Mikrosystemtechnik anbietet.

Ein wesentliches Ziel des Unternehmensnetzwerkes ist es, die Einzelkompetenzen kleiner und mittelständischer Unternehmen noch effizienter als bisher zu bündeln, um durch eine gemeinsame Systementwicklung komplexere Produkte der Mikrosystemtechnik als bisher zu realisieren. Ein Team von mittelständischen Technologiespezialisten hat mit Unterstützung verschiedener Experten aus den Bereichen Organisationsentwicklung, Softwarewerkzeuge und Logistik gezeigt, dass virtuelle Unternehmen eine gewinnbringende Kooperationsform für den Mittelstand sind. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte das Verbundprojekt MikroWebFab innerhalb des Rahmenkonzeptes „Mikrosystemtechnik 2000+“.

Zum Aufbau des virtuellen Netzwerks wurden methodische Ansätze und unterstützende Softwarekonzepte erarbeitet. Ebenso wurden die firmenübergreifenden Geschäftsprozesse, Aspekte der Haftung, die Finanzierung sowie unterschiedliche Kommunikationsmittel betrachtet. Beispielsweise spielt unter den Kommunikationsmitteln der Einsatz von Videokonferenzen eine große Rolle. Die virtuellen Treffen der Technologiepartner werden dabei durch eine Softwareplattform im Sinne einer gemeinsamen Entwicklungsumgebung unterstützt. Durch einen zeitgleichen Zugriff auf zentral verwaltete Anwendungen wird eine gemeinsame Datenbetrachtung und -bearbeitung, z. B. von Präsentationen oder CAD-Zeichnungen, ermöglicht.

„Neben den technischen Hilfsmitteln hat sich vor allem das Vertrauen zwischen den Menschen in den beteiligten Unternehmen als wesentlicher Erfolgsfaktor herausgestellt“, erläutert Dr. Ulrich Gengenbach, MikroWebFab-Projektleiter am Institut für Angewandte Informatik des Forschungszentrums Karlsruhe. „Erst wenn dieses Vertrauen vorhanden ist, wird Wissen zwischen den Partnern geteilt. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für den Aufbau von kundenorientierter Lösungskompetenz im Netzwerk. Um sensibles Technologiewissen produktneutral aufzubereiten und für die Auftragsabwicklung bereitzustellen, wurde im Rahmen des Projektes die Prozesswissensdatenbank ProWiDa entwickelt.“

Am Beispiel der Fertigentwicklung zweier Referenzprodukte, eines magnetoresistiven Sensors (XMR-Sensor) und eines miniaturisierten Bio-Analysesystems (BioDisk) wurde dieses Unternehmenskonzept validiert.

Technologiepartner Norbert Merz, Geschäftsführer der Ernst Reiner GmbH in Furtwangen, stellt fest: „Auf Grund ihrer technologischen Komplexität war die Mikrosystemtechnik bisher im Wesentlichen die Domäne der Großunternehmen. Wie die meisten klein- und mittelständischen Unternehmen können wir als Spezialist für einen einzelnen Mikrofertigungsprozess oft nicht mithalten, wenn ein Kunde ein Mikroprodukt anfragt, das mehrstufige Prozessketten erfordert. Kooperation ist in dieser Situation der Schlüssel zum Erfolg; daher ist MikroWebFab unser Weg, Marktanteile in der Mikrosystemtechnik zu gewinnen.“

Das am 28. Oktober 2004 stattfindende Abschlussseminar gibt interessierten Vertretern klein- und mittelständischer Unternehmen die Möglichkeit, Best-Practice-Ansätze zum Aufbau und Betrieb eines Unternehmensnetzwerks am Beispiel des Mikrosystemtechnik-Verbundes MikroWebFab kennen zu lernen (Anmeldung unter www.mikrowebfab.de). Weiterführende Ergebnisse werden im Handbuch „Gewinn durch Kooperation – Innovative Unternehmensnetzwerke für den Mittelstand“ vorgestellt, welches im Frühjahr 2005 erscheint.

Das Forschungszentrum Karlsruhe ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,1 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.

Media Contact

Inge Arnold idw

Weitere Informationen:

http://www.mikrowebfab.de

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Dieses Fachgebiet umfasst wissenschaftliche Verfahren zur Änderung von Stoffeigenschaften (Zerkleinern, Kühlen, etc.), Stoffzusammensetzungen (Filtration, Destillation, etc.) und Stoffarten (Oxidation, Hydrierung, etc.).

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