Experten diskutieren über "Pflanzenkohle"

Hydrothermale Carbonisierung: Dieser etwas sperrige Begriff bezeichnet ein Verfahren, mit dem sich landwirtschaftliche Reststoffe wie beispielsweise Zuckerrübenblätter unter Druck und hohen Temperaturen zu einer Art Kohle umwandeln lassen.

Die so genannte „Pflanzenkohle“ kann zur Energiegewinnung, als Grundstoff für die chemische Industrie oder auch zur Bodenverbesserung eingesetzt werden. Wie realistisch sind diese Anwendungsfelder in der Praxis?

Darüber diskutieren am 5. März 2009 auf Einladung des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI), Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, rund 150 Experten auf einer Fachveranstaltung in Berlin.

Das seit längerem bekannte Verfahren zur Herstellung von Kohle aus Biomasse ist prinzipiell beschrieben. Auf der Tagung informieren Wissenschaftler über technische Aspekte der hydrothermalen Carbonisierung, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. berichtet über finanzielle Fördermöglichkeiten, und Unternehmen stellen erste Erfahrungen mit dem Verfahren vor. Während bei der Kompostierung von Pflanzenabfällen ein Großteil des in der Biomasse enthaltenen Kohlenstoffs als CO2 in die Atmosphäre entweicht, wird bei der „Verkohlung“ praktisch der gesamte Kohlenstoff in dem Produkt gebunden.

Kann die „Pflanzenkohle“ damit einen nennenswerten Beitrag leisten, den Ausstoß klimarelevanter Gase in die Atmosphäre zu verringern? Um diese Frage zu beantworten, muss man zunächst einen Überblick über die Größenordnungen bekommen. Professor Frank Schuchardt vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) in Braunschweig nennt Zahlen: Rund 36 Millionen Tonnen Kohlenstoff fallen in Deutschland alljährlich als organische Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft, der Landschaftspflege und der Lebensmittelindustrie an. Etwa 10 Prozent davon kämen nach seiner Einschätzung für die „Verkohlung“ Frage. Das entspricht 1,6 Prozent des jährlichen CO2-Ausstoßes von Deutschland. Doch ob dieses Biomasse-Potenzial tatsächlich zur Verfügung steht, hängt davon ab, ob sich dieser Verwertungsweg wirtschaftlich trägt und auch, ob die Carbonisierung eine hinreichend vorteilhafte Ökobilanz aufweist.

Die 150 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung erwartet eine spannende Veranstaltung.

Media Contact

Dr. Michael Welling idw

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