Der Rothirsch im Juni – wächst das Geweih, herrscht Frieden in der Männer-WG

Der Rothirsch setzt es als Waffe ein und um zu imponieren: das Geweih. Im Juni lässt sich jedoch schlecht kämpfen und angeben, denn die imposanten „Knochen“ auf dem Kopf des männlichen Tieres fehlen. Sie wurden schon im Februar abgeworfen. Jetzt wächst dem Rothirsch ein kolbenartiges Gebilde auf dem Schädel, das von einer Basthaut überzogen ist.

Die Geweihstangen sind an den Enden abgerundet. „Die Tiere stehen jetzt friedlich in Rudeln zusammen und äsen“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. „Gelegentliche Auseinandersetzungen werden nur mit den Vorderläufen ausgetragen, denn das Bastgeweih ist sehr schmerzempfindlich.“

Für Münchhausen ist das rasante Geweihwachstum ein Wunder der Natur. Bis zu 14 Kilogramm Knochensubstanz werden nach dem Abwurf der Geweihstangen innerhalb von nur 140 Tagen gebildet. Das Geweih wächst in Rekordgeschwindigkeit mit bis zu zwei Zentimetern am Tag. Der Bedarf der Hirsche an Calcium und Phosphor ist enorm hoch und wird teilweise sogar aus dem eigenen Skelett gedeckt. „Man muss sich vor Augen führen, dass dem Tier jedes Jahr erneut innerhalb kurzer Zeit zwei gigantische Knochen auf dem Kopf wachsen – ein natürlicher Prozess, der auch in der medizinischen Forschung auf großes Interesse stößt“, sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen.

Das sogenannte Kolbengeweih ist von hellbraunen, feinen Härchen der Basthaut überzogen und hat einen samtigen Glanz. Blutgefäße, die unter der äußeren Schicht entlanglaufen, versorgen das wachsende Geweih mit Nährstoffen. Die starke Durchblutung ist als rötlicher Schimmer unter der Basthaut zu erkennen.

Ende Juli ist der Aufbauprozess der Geweihstangen abgeschlossen. Die Blutgefäße in der Basthaut veröden. Der Hirsch streift das welke, abgestorbene Gewebe an Bäumen und Sträuchern ab. Der Jäger spricht vom „Fegen“. Frisch gefegt, ist das neue Geweih fast weiß. Dort, wo einst die Blutbahnen verliefen, haben sich Rillen und Furchen gebildet. Durch Pflanzensäfte, die beim Geweih-Fegen in die Knochensubstanz eindringen, bekommt das Geweih entweder eine helle, dunkle oder graubraune Farbe. Nur die Enden der Stangen leuchten dann noch elfenbeinfarben.

„Die Kolbenhirsche stehen jetzt auch im Mittelpunkt unserer Wildtierbeobachtungen in Wildtierland Gut Klepelshagen“, sagt Münchhausen. Klepelshagen liegt im Osten von Mecklenburg-Vorpommern. Die Deutsche Wildtier Stiftung verknüpft dort auf rund 2.000 Hektar eine wildtierfreundliche Land- und Forstwirtschaft mit Angeboten der Naturbildung und -beobachtung.

Eva Goris, Pressesprecherin, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg, Telefon 040 73339-1874, Fax 040 7330278, E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de

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Eva Goris idw

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