Ölrückstände bereits an Bord herausfiltern

Dass ökologische Anforderungen und Wirtschaftlichkeit mit einem verbesserten Aufbereitungsverfahren an Bord in Einklang gebracht werden können, demonstriert das ttz Bremerhaven in einem aktuellen Kooperationsprojekt, das von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) über das Mittelstandsförderprogramm unterstützt wird.

Regionale Entwicklungszusammenarbeit für Wasserqualität und Gewässerschutz

Ob Fährschiff, Containerschiff, Öltanker oder Frachter – auf jedem Schiff sammelt sich im unteren Teil des Schiffsrumpfs, der Bilge, Wasser aus Tankleckagen, Restwasser aus Reinigungsprozessen sowie der Entwässerung von Absatz- und Schlammtanks. Die Mischung kann Salz- und Kühlwasser, Treibstoff und Schmieröl, Ruß- und Schmutzpartikel enthalten. Täglichen sammeln sich – je nach Größe des Schiffes – 1.000 bis 10.000 Liter Bilgenwasser an.

Die International Maritime Organization (IMO) hat mit der Festlegung einer Obergrenzen von 15 ppm eine weltweit verbindliche Vorgabe geschaffen. Jedes registrierte Schiff verfügt über einen eingebauten zertifizierten Prüfmechanismus, der den Abfluss von Bilgenwasser während der Fahrt reguliert und vor Manipulationen geschützt ist. Ein Öl-Wasser-Abscheider säubert das Wasser aus dem Schiffsrumpf. Ein Sensor kontrolliert anschließend, ob die Ölrückstände weniger als 15 ppm (Milligramm/Liter) betragen. Wird der Grenzwert überschritten, blockiert die Anlage das Ablassen des Wassers. Erst an Land kann das Bilgenwasser dann abgepumpt und per Tankwagen entsorgt werden. Dieser kosten- und zeitintensive Prozess verteuert den Schiffstransport.

Die organischen Bestandteile des Öls, die biologisch nur schwer abbaubar sind, führen in der Schifffahrt schnell zu Entsorgungsproblemen. Die übliche Praxis der Reinigung mit einem Öl-Wasser-Abscheider stößt bei stark verschmutztem Wasser schnell an ihre Grenzen: Nach wenigen Stunden Arbeitseinsatz ist eine zeitintensive Reinigung der Geräte häufig unumgänglich. Nach diesem Verfahren ist die Wasserqualität häufig noch so schlecht, dass das Wasser zurück an Land befördert werden muss. Der Rücktransport verursacht nicht nur erhöhte Treibstoffkosten und eine Entsorgungsgebühr für die Abholung des kontaminierten Wassers, sondern bedeutet auch einen großen Zeitverlust.

Der Bereich Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement des ttz Bremerhaven will zusammen Partnern aus der Region Abhilfe schaffen. Eine verfahrenstechnisch optimierte Anlage zur Bilgenwasseraufbereitung an Bord soll die Problematik entschärfen. „Die Planungsphase ist abgeschlossen, derzeit wird die Pilotanlage aufgebaut. Im Frühjahr starten die Testreihen, die zeigen werden, ob weitere Optimierungsschritte erforderlich sind,“ sagt ttz-Projektleiter Wolfgang Schulz.

Wichtigste Komponente des neuen Systems ist die Membranfiltration. Durch den Einsatz verschiedener Membranen, die für unterschiedlich große Partikel durchlässig sind, können diverse Verunreinigungen zuverlässig und sicher aus dem Wasser gefiltert werden. Der Ölgehalt in dem aufbereiteten Wasser liegt dann unter einem Wert von 5 ppm. Schwermetalle und andere Verunreinigungen werden in einem Durchlauf separiert. Das Besondere der Anlage ist neben der Betriebssicherheit ihre Kompaktheit, die es ermöglicht, solche Systeme bei geringem Platzbedarf – auch nachträglich – in jedes Schiff zu integrieren. Zum Abschluss des Projektes wird der höhere Reinheitsgrad einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität leisten und das Ökosystem Meer bzw. Fluss entlasten. Die Fahrspur eines Schiffes wird dann ein noch schöneres Bild bieten.

Kontakt:
ttz Bremerhaven
Britta Rollert, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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