Wälder nehmen weniger CO2 auf als angenommen

Nur Feldversuche bringen Wahrheit ans Licht

Bäume in den Wäldern nehmen bei weitem nicht soviel CO2 auf, wie mancher Politiker oder Wissenschaftler es gerne hätte. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Universität Basel in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science. Dass die Pflanzen alle wie von Turbohand gesteuert wachsen und gedeihen, weil das Kohlendioxid sie zu mehr Photosynthese anregt, gehört offensichtlich ins Reich der Erfindung.

Das Team um Christian Körner hatte ein Waldgebiet in der Nähe von Basel künstlich mit CO2 begast – und das über vier Jahre hinweg -, um sich in der Folge anzusehen wie sehr sich der Wald verändert. Während der sechsmonatigen Wachstumsphase sprühten die Forscher die Baumwipfel täglich mit zwei Tonnen CO2 aus Industrieabfällen. Damit lagen die CO2-Werte etwa 1,5 Mal höher als dies derzeit auf der Erde der Fall ist. Eine Veränderung der Flora konnten die Wissenschaftler nach vier Jahren nicht feststellen. „Einige Forscher und Politiker glauben, dass eine Kohlendioxidreiche Zukunft die Erde in einen blühenden Planeten verwandeln wird“, so der Studienleiter.

„In Glashausversuchen hat das Experiment tatsächlich funktioniert“, meint der Experte Herbert Formayer vom Department für Wasser, Atmosphäre und Umwelt an der Universität für Bodenkultur in Wien im Interview mit pressetext. Bis zu 600 ppm CO2 unter optimalen Gegebenheiten – damit meint der Forscher Licht und Wasser – haben die Grünpflanzen locker vertragen. „Derzeit herrschen auf der Erde Werte um 380 ppm, noch vor knapp 100 Jahren waren es 280 ppm CO2“, berichtet der Forscher, der auch für das „Schwarzbuch Klimawandel“ verantwortlich zeigt. Formayer wundert sich über das Ergebnis der Schweizer Forscher aber kaum: „Die Pflanzen können in der freien Natur das Überangebot an CO2 nicht nutzen.“

Auch im Glashaus hätte sich gezeigt, dass das höhere Wachstumspotenzial nicht lange dauert. Nach zwei bis drei Jahren stellte sich das Wachstum wieder ein. „Wenn das Niveau überschritten ist, bleibt das CO2 in der Atmosphäre“, erklärt Formayer auf pressetext-Anfrage. Körner von der Universität Basel gibt hingegen nicht auf. „Das Experiment war zu kurz, um zu sagen, was tatsächlich passiert.“ Er hoffe auf mehrere großräumige und längerfristige Forschungsexperimente. Experten wie Yadvinder Mahli, Pflanzenökologe der Oxford University, wünscht sich ein ähnliches Experiment in einem tropischen Regenwald.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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