Wer zählt die Arten, nennt die Namen? – Neue Studie zur taxonomischen Forschung in Deutschland

Dennoch ist die Entwicklung der Ausbildung sowie die beruflichen Perspektiven v.a. der Nachwuchswissenschaftler unbefriedigend. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Übersichtstudie zur taxonomischen Forschung in Deutschland, durchgeführt vom Museum für Naturkunde Berlin sowie der Universität Potsdam im Rahmen des vom BMBF geförderten Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung (NeFo). Neue Anstellungsverhältnisse – Tenure-Tracks – ähnlich der Juniorprofessuren könnten diese Situation verbessern. Im NeFo-Interview berichten die Autoren näheres.

Taxonomie, die wissenschaftliche Benennung, Identifikation und Klassifikation von Arten, ist die Grundlage verschiedener Fragestellungen wie beispielsweise die Identifizierung neuer Krankheitsvektoren, pharmazeutisch interessanter Pflanzen oder der Entwicklung von Schutzkonzepten. „Damit spielt sie eine tragende Rolle zur Lösung gesellschaftlicher Aufgaben, gerade in Zeiten des globalen Wandels, und hat somit auch eine Bringschuld, diese Zusammenhänge einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen“, sagt Dr. Christoph Häuser vom Museum für Naturkunde Berlin und Ansprechpartner der Globalen Taxonomie Initiative (GTI), die sich für eine Stärkung der taxonomischen Forschung einsetzt. Im Rahmen der aktuellen Übersichtstudie zur taxonomischen Forschung in Deutschland wurden eine Reihe konkreter Anwendungsbeispiele taxonomischer Forschung recherchiert. Diese Forschung wird zum überwiegenden Teil an Museen und Universitäten durchgeführt, insbesondere im zoologischen Bereich mit einem wichtiger Unterstützung von Ehrenamtlichen.

Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist jedoch, dass insbesondere Nachwuchswissenschaftler im Bereich der Taxonomie schlechte Berufsperspektiven haben. Darüber hinaus wurde die Ausbildung in diesem Gebiet stark zurück gefahren. „Eine bedenkliche Entwicklung bei solch bedeutenden Aufgaben, die die Taxonomie leisten muss.“ so Häuser.

Da der überwiegende Teil taxonomischer Forschung institutionell stattfindet, müsse die ausreichende personelle Ausstattung gewährleistet sein, um langfristige Handlungsspielräume zu gewährleisten. Häuser schlägt vor, jüngeren Kustoden, ähnlich den Juniorprofessoren, die Möglichkeit eines Tenure-Tracks zu ermöglichen und ähnlich den Stiftungsprofessuren eine Initiative für Stiftungskuratoren zu starten.

„Wichtig ist, dass das Interesse an den uns umgebenden Organismen bereits früh geweckt wird“, meint Volker Lohrmann, Erstautor der Studie, „vorzugsweise bereits im vorschulischen und schulischen Alter. Dann könnte in Universitäten eine Spezialisierung auf taxonomisch orientierte Forschungsgebiete möglich werden, um einen frühen Einstieg in einen taxonomisch orientierten Beruf zu erlauben.“

Link zum Interview: http://biodiversity.de/index.php/de/component/content/article/114-experteninterviews/2816-interview-lohrmann-ohl

Link zur Studie: http://www.biodiversity.de/images/stories/Downloads/taxo-studie-01-2012.pdf

Link zur PM beim MfN: http://www.naturkundemuseum-berlin.de/presse/pressemitteilungen-2011/2012/

Link zur GTI: http://gti.biodiv.naturkundemuseum-berlin.de/

Dr. Gesine Steiner / Pressesprecherin
Generaldirektion, Leiterin Servicebereich Medien und Kommunikation
Museum für Naturkunde; Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung
Invalidenstrasse 43
10115 Berlin
Tel. +49(0)30 2093 8917
Fax. + 49(0)30 2093 8914
e-mail:gesine.steiner@mfn-berlin.de
Ansprechpartner:
Sebastian Tilch
NeFo-Pressereferent
Telefon: 0341-235-1062
E-Mail: sebastian.tilch@ufz.de
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO) ist eine Kommunikationsplattform für Wissenschaftler und Anwender von Wissen zur biologischen Vielfalt. Das Projekt wird im Rahmen von DIVERSITAS-Deutschland e.V. (www.diversitas-deutschland.de) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Ein wichtiges Ziel ist es, die Forschung unterschiedlicher Disziplinen, die sich mit gesellschaftlich relevanten Fragestellungen zur Biodiversität befasst, stärker ins öffentliche Licht zu stellen. Hierzu stehen direkte Ansprechpartner für Fragen aus Medien, Politik und Öffentlichkeit bereit, arbeiten aktuelle Themen auf und vermitteln Experten.

Projektpartner sind das Museum für Naturkunde Berlin, Universität Potsdam und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ.

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