Industrie rechnet 2009 mit weiterem Rückgang bei Produktion und Gewinnen / Jobabbau und Investitionskürzungen geplant

Wie aus der aktuellen KPMG-Umfrage unter rund 500 Unternehmen hervorgeht, rechnen die deutschen Branchenakteure binnen Jahresfrist nicht nur mit Produktionskürzungen und sinkenden Gewinnen, sondern auch mit weiter rückläufigen Bestellung von Industrieerzeugnissen 'Made in Germany'.

Gekappt wurden folglich die Beschäftigungs- und Investitionsabsichten: So stehen bei den Firmen wegen der erwarteten Nachfrageausfälle und der daraus resultierenden Unterauslastung erstmals seit Umfragebeginn im Januar 2006 Entlassungen und Kürzungen von Investitionsbudgets auf dem Programm. Die deutsche Umfrage ist Teil einer zweimal jährlich durchgeführten Befragung unter rund 3.700 Industrieunternehmen in elf EU-Ländern.

Fast die Hälfte rechnet mit nachlassender Produktion

41 Prozent der Befragten rechnen binnen Jahresfrist mit sinkenden Produktionslevels, jeder Vierte (25 Prozent) mit einer Ausweitung der Produktion. Der daraus resultierende Index-Saldo sackte von +26.1 im Juli 2008 auf -15.8 ab und landete damit auf dem tiefsten Wert seit Umfragebeginn. Die Produktionsunterbrechungen in der Automobilindustrie sorgten auch für Pessimismus in anderen Industriesektoren, insbesondere bei den Herstellern von Kunststoffen und Chemikalien. Ungeachtet der Finanzmarktkrise versprechen sich immerhin 25 Prozent der Befragten von erfolgreichen Produktneueinführungen, dem Vorstoß in neue Märkte sowie niedrigeren Rohmaterialpreisen im laufenden Jahr Produktionssteigerungen.

Niedrigere Einkaufspreise erwartet

Infolge des Preisverfalls bei Öl und Rohstoffen, aber auch aufgrund der weltweit schwachen Nachfrageerwartungen für Rohmaterialien stehen den Firmen im kommenden Jahr laut Umfrage wohl drastisch niedrigere Einkaufpreise ins Haus: So brach der entsprechende Saldo im Januar auf -36.9 von +76.6 letzten Juli ein. Zudem erhoffen sich zahlreiche Firmen von den anstehenden Verhandlungen mit Lieferanten ebenfalls niedrigere Rohmaterialkosten. Entlastungen auf der Kostenseite sowie angesichts der Nachfrageflaute wohl unausweichlich werdende Preisnachlässe waren dafür verantwortlich, dass der Saldo der Verkaufspreise auf -29.6 von +41.0 im Juli 2008 absackte, was einen massiven Rückgang der Verkaufspreise erwarten lässt.

Jeder zweite rechnet mit rückläufigen Gewinnen

Einen kräftigen Dämpfer erhielten auch die Gewinn- und Beschäftigungsperspektiven: So planen rund 43 Prozent der Befragten aufgrund des erwarteten Auftragsrückgangs und der sinkenden Kapazitätsauslastung einen Abbau von Arbeitsplätzen, und nur 9 Prozent rechnen auf Jahressicht mit Neueinstellungen. Gleichzeitig befürchtet die Hälfte der Umfrageteilnehmer rückläufige Gewinne (48 Prozent), während lediglich 13 Prozent mit einem Gewinnwachstum rechnen.

Im Zuge pessimistischer Gewinnerwartungen und düsterer Geschäftsaussichten ist von Investitionsbereitschaft für die kommenden zwölf Monate keine Rede: Der entsprechende Saldo kippte von +16.5 im Juli 2008 auf -31.9 sogar drastisch ins Negative. Darüber hinaus dürften die Ausgaben für Forschung & Entwicklung binnen Jahresfrist insgesamt zurückgeschraubt werden: Mehr als doppelt so viele (31 Prozent) der Befragten beabsichtigen eher Kürzungen als Steigerungen (14 Prozent).

KPMG-Chefökonom Andrew Smith: „Wegen des globalen Konjunkturabschwungs stehen Europas Haupt-Exporteur Deutschland schwere Zeiten ins Haus. So dürften sich der Erlösrückgang und die Kapazitätseinschränkungen in einem Abbau von Arbeitsplätzen niederschlagen, während der Gewinnrückgang massive Investitionskürzungen nach sich ziehen wird. Die Umfrage eröffnet jedoch auch Lichtblicke: Immerhin beabsichtigt ein Viertel der Befragten im laufenden Jahr Produktionsausweitungen im Zuge erfolgreicher Produktneueinführungen und der Anpassung an die veränderten Marktgegebenheiten. Positiv aus Sicht der Industrie sind auch der Preisverfall bei Rohmaterialien und – was vor sechs Monaten noch unvorstellbar war – die Erwartung eines weiter nachlassenden Preisdrucks.“

Zur Umfrage

Der Bericht zu den Geschäftsaussichten der europäischen Industrieunternehmen wird von Markit Economics im Auftrag von KPMG erstellt. Er basiert auf Umfragen zur Einschätzung der weiteren Konjunkturentwicklung unter rund 3.700 Firmen, davon 2000 Firmen aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Irland, Spanien, Österreich, den Niederlanden, Griechenland, Polen und der Tschechischen Republik. Der Bericht wird zwei Mal im Jahr erstellt, wobei die Umfragen jeweils im Sommer und Winter durchgeführt und veröffentlicht werden.

Die Methodik, die dem KPMG-Bericht zu den Geschäftsaussichten zugrunde liegt, ist in sämtlichen Ländern, in denen Markit Economics tätig ist, identisch. Sie gilt als anerkannt, genießt eine hohe Reputation und ermöglicht gleichzeitig die Harmonisierung sowie die Vergleichbarkeit der Umfrageergebnisse zwischen den einzelnen Ländern.

Der Bericht zu den Geschäftsaussichten beruht auf Salden, die den Grad an Optimismus/ Pessimismus widerspiegeln. Die Salden der einzelnen Messgrößen liegen jeweils zwischen – 100 und + 100, wobei ein Wert von 0 anzeigt, dass es bei der entsprechenden Variablen binnen Jahresfrist zu keiner Veränderung kommen dürfte. Dementsprechend signalisieren Werte über 0 Optimismus, Werte unter 0 Pessimismus. Der jeweilige Saldo errechnet sich, indem der Prozentsatz der Firmen, die eine Verschlechterung erwarten, von dem Prozentsatz der Firmen, die mit einer Verbesserung rechnen, in Abzug gebracht wird.

Thomas Blees
Stellv. Leiter Unternehmenskommunikation
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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