Gebärmutterhalskrebs vorbeugen

Gebärmutterhalskrebs ist mit etwa 6.500 neuen Fällen im Jahr die dritthäufigste gynäkologische Krebserkrankung in Deutschland. An dem sogenannten Zervixkarzinom leiden häufig auch junge Frauen.

Mit ca. 50 Jahren liegt das mittlere Erkrankungsalter fast 20 Jahre unter dem Durchschnitt für alle Tumoren. An der Universitätsfrauenklinik Jena läuft jetzt eine aussichtsreiche Studie um festzustellen, ob dem Gebärmutterhalskrebs bei gefährdeten Frauen mit Hilfe eines Medikaments rechtzeitig vorgebeugt werden kann.

Seit der Einführung der Krebsfrüherkennung in den 1970er Jahren, dem jährlichen Zervixabstrich (Pap-Test), ist es möglich, bereits Vorstufen (Dysplasie) des Gebärmutterhalskrebses zu erkennen. Aufgrund ihrer hohen Tendenz, sich spontan zurückzubilden, werden diese Veränderungen normalerweise vierteljährlich beobachtet. Falls sie jedoch verbleiben oder weiter wachsen, müssen sie bislang operativ entfernt werden.

„In der aktuellen Forschungsarbeit wollen wir diese Krebsvorstufen frühzeitig und ohne Gewebeverletzung inaktivieren, damit sich kein bösartiger Tumor daraus entwickeln kann“, so Prof. Dr. Ingo Runnebaum, der örtliche Leiter der Studie und Direktor an der Jenaer Universitätsfrauenklinik. Deshalb startete in Jena im Frühjahr 2009 eine Versorgungsstudie, die noch bis September 2009 läuft. Diese untersucht, wie ein Medikament im Vergleich zu einem Placebo und zu der reinen Beobachtung auf die veränderten Zellen wirkt. In die Studie werden Frauen einbezogen, bei denen leichtgradige Krebsvorstufen am Muttermund festgestellt wurden.

„In einem schmerzfreien Verfahren wird die lichtempfindliche Wirksubstanz – ein Photosensitizer – als Zäpfchen an den Muttermund gelegt und verbleibt dort zwei bis sieben Stunden. Danach wird der Wirkstoff mit Hilfe von Rotlicht aktiviert. Die Krebsvorstufenzellen werden zerstört“, erläutert Dr. Jörg Herrmann, Leiter der Dysplasie-Sprechstunde an der Jenaer Frauenklinik. Jede Patientin wird nach der Behandlung ein Jahr lang beobachtet. Die Therapie wird bei unzureichendem Ansprechen beim ersten Mal nach drei Monaten wiederholt. Danach wird bei den Frauen aller drei Gruppen im Abstand von drei Monaten untersucht, wie sich die veränderten Zellen verhalten. Der Aufwand für die Patientinnen ist zeitlich nicht höher als beim Standardvorgehen, Kontrolluntersuchungen im Vierteljahresabstand.

Frauen, die an der Studie teilnehmen möchten, können sich in der Spezialsprechstunde zu Gewebeveränderungen am Muttermund in der Universitätsfrauenklinik Jena melden. Diese Sprechstunde ist mit etwa 1.000 Patientinnen pro Jahr eine der größten speziellen Sprechstunden zur Dysplasie in Deutschland. Die Patientinnen werden dort beraten und die Ein- und Ausschlusskriterien werden überprüft. Nach einer Aufklärung und einer Blutentnahme beginnt beim nächsten Termin nach dem Zufallsprinzip die Behandlung mit dem Medikament, dem Placebo oder die Beobachtung.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Ingo B. Runnebaum, MBA
Universitätsklinikum Jena
Abt. Frauenheilkunde
Bachstraße 18
OA Dr. med. Jörg Herrmann
Leiter der Ambulanz
Tel.: 03641 / 933492
E-Mail: joerg.herrmann[at]med.uni-jena.de

Media Contact

Daniela Kollascheck idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer