Erdbeben verlaufen nach dem SMS-Prinzip
Die Form, in der wir über SMS, E-Mail oder auch im Chat kommunizieren, ist genau jene, in der Naturereignisse wie Erdbeben, Starkregen oder Waldbrände verlaufen.
Das berichten deutsche und chinesische Forscher in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“. „Obwohl man eine SMS zu einem selbst gewählten Moment sendet oder beantwortet, gibt es auch in dieser Dialogform sich wiederholende Muster.
Diese entsprechen vielen Abläufen der Natur“, erklärt Studienautor Jürgen Kurths vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) http://www.pik-potsdam.de im pressetext-Interview.
Mensch reagiert wie Natur
Analogien gibt es sowohl in den zeitlichen Abständen zwischen den Nachrichten als auch in der Dauer ihrer jeweiligen Erstellung, erklärt Kurths. „SMS-Dialoge beginnen meist mit einer Kurznachricht, die das Thema vorgibt. Es folgt eine Kette von Antworten und Gegenantworten mit sehr kurzen Zwischenintervallen. Erschöpft sich das Thema, kehrt Ruhe ein.“
Die Initial-SMS findet zu einem zufälligen Zeitpunkt statt. Während der Sequenz hat die Kommunikation hohe Priorität in der Aufgabenliste und wird umso schneller abgearbeitet, je wichtiger das Thema ist. Ist alles ausgetauscht, rutscht sie in der Warteschlange zurück.
In der Natur findet sich dieses Muster etwa im Erdbeben wieder, auf das nach einem starken Initialbeben in kurzen Intervallen eine Reihe von kleineren Nachbeben folgt. „Auch bei Waldbränden setzen sich kleine Brände nach einem großen Brandereignis analog fort und verbreiten sich, bis es nichts Brennbares mehr gibt. Große Regenfälle regen wiederum mehrere kleine Regenereignisse an“, so der Experte. Dass der Mensch hier keine Ausnahme bildet, könnte damit zusammen hängen, dass sich dieser Ablauf auch in den Neuronen wiederfindet. Auch epileptische Anfälle lassen sich dadurch erklären.
Abläufe besser vorhersagen
Wichtig ist diese Erkenntnis, für die Kurths mit seinen Kollegen über 1,5 Mio. SMS-Nachrichten analysiert hat, für die Erforschung von Folgen des Klimawandels. „Die Auswirkungen des Klimawandels sind sehr komplex, etwa in den Teilsystemen der Ökologie, Hydrologie oder Sozio-Ökonomie. Diese, jedoch auch gesellschaftliche Abläufe wie etwa Klimadiskurse, Börsenereignisse oder auch die Infrastrukturen für Kommunikation können durch diese mathematischen Gesetzen besser erkannt und simuliert werden“, so der Physiker.
Link zum Artikel: http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1013140107
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