Beschäftigungs- und Arbeitszeittrends

Das zeigt eine Sonderauswertung des Mikrozensus und der Europäischen Arbeitskräftestichprobe, die das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung erstellt hat.

Trotz aller öffentlichen Debatten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat sich der Einfluss von Ehe und Kindern auf die Arbeitszeiten von Frauen in den letzten Jahren verstärkt. Ehefrauen und Mütter arbeiten heute deutlich weniger Stunden pro Woche als 2001. Die Schere zwischen ihren Arbeitszeiten und denen von Vätern hat sich weiter geöffnet.

Nach den am 1. Dezember im aktuellen IAQ/HBS-Arbeitszeit-Monitor veröffentlichten Zahlen sind zwar immer mehr Frauen in Deutschland erwerbstätig, sie arbeiten aber kürzer: Deutschland hat (mit 30,2 Wochenstunden) nach den Niederlanden die zweitkürzesten Frauenarbeitszeiten in Europa und es gibt es kein europäisches Land, in dem Teilzeit arbeitende Frauen so wenig Wochenstunden (18,2) leisten wie in Westdeutschland. Demgegenüber arbeiteten 2006 die erwerbstätigen Männer im Durchschnitt 40,1 Wochenstunden. Der Unterschied hat sich vergrößert: 2001 arbeiteten Männer 8,8 Stunden länger als die Frauen, fünf Jahre später waren es bereits 9,3 Stunden.

Die Frauenerwerbsquote in Deutschland steigt zwar langfristig und liegt mit 61,5 Prozent aller Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren inzwischen über dem europäischen Mittel. Auf Vollzeitstellen umgerechnet stagniert dieser Anteil (46,5 %) jedoch seit Beginn des Jahrzehnts und ist in den letzten Jahren unter den EU-Durchschnitt von 48,8 Prozent (EU 27) gerutscht, stellen die IAQ-Arbeitszeitforscher Dr. Angelika Kümmerling, Andreas Jansen und Dr. Steffen Lehndorff fest. Eine Ursache ist der Zuwachs bei den Minijobs: die ausschließlich geringfügige Beschäftigung bei Frauen stieg in fünf Jahren von 2,97 Millionen auf 3,32 Millionen. Da immer mehr Frauen Teilzeit arbeiten (nach 39,9 im Jahr 2001 45,8 Prozent 2006), bringen sie pro Kopf auch weniger Arbeitsstunden pro Woche in den Arbeitsmarkt ein.

„Für die Beschäftigung von Frauen setzt die Politik widersprüchliche Signale“, kritisieren die IAQ-Arbeitszeitforscher. Während mit Ausbau von Kinderbetreuung und Elterngeld die weibliche Beschäftigung gefördert werden soll, bilden die vom Ehegatten abgeleiteten Ansprüche in der Sozialversicherung, das Ehegattensplitting und die Minijobs entgegengesetzte Anreize. Frauen, die eigentlich mehr arbeiten wollen (60 Prozent in Westdeutschland und 20 Prozent in Ostdeutschland), beschränken sich aus familiären und persönlichen Gründen auf Minijobs und Teilzeitarbeit. „Trotz größerer Integration in den Arbeitsmarkt gelangen viele Frauen noch nicht über eine Rolle als Hinzuverdienerin im Haushalt hinaus und bleiben damit finanziell abhängig vom Ehemann. Von einer gleichberechtigten Arbeitsaufteilung zwischen den Geschlechtern ist Deutschland noch weit entfernt“.

Weitere Informationen: Dr. Angelika Kümmerling, Tel. 0209/1707-152, E-Mail: angelika.kuemmerling@uni-due.de

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0209/1707-176, 0170/8761608, E-Mail: presse-iaq@uni-due.de

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Katrin Braun idw

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