Studien der Europäischen Akademie empfehlen flexible Strategien für einen umsetzbaren Klimaschutz

In diesem Zusammenhang verweist die Europäische Akademie auf zwei ihrer Studien, die sich mit der wissenschaftlichen und politischen Seite des Klimaproblems befassten. Die Studie „Klimavorhersage und Klimavorsorge“ gab schon 2002 Empfehlungen für einen umsichtigen Klimaschutz vor dem Hintergrund zu befürchtender aber ungewisser Klimaschäden. In der Folgestudie wurden 2004 legitimierbare „Konkretisierungsstrategien für Art. 2 der UN-Klimarahmenkonvention“ vorgeschlagen.

Die Ergebnisse beider Studien sind heute nicht zuletzt angesichts des bisher schleppenden Verlaufs der internationalen Klimaschutzverhandlungen aktuell. So hatte die kürzlich durchgeführte Weltklimakonferenz in Nairobi zügige Verhandlungen zu weit reichenden Emissionsminderungszielen und Anpassungsmaßnahmen angestrebt. Diese Ziele wurden allerdings nur teilweise erreicht.

Die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention konnten sich lediglich auf einen Überprüfungsauftrag bisheriger Emissionsminderungen sowie auf Unterstützungsfonds für Entwicklungsländer einigen. Dies war aus Sicht von Umweltschutzorganisationen und mancher engagierter Unternehmen enttäuschend. Gleichwohl wäre eine Verordnung rigider Klimapolitik „von oben“ in einer internationalen Staatengemeinschaft mit heterogenen Interessenlagen nicht möglich und sicher auch kaum wünschbar.

Die Studienautoren M. Claussen, A. Grunwald, A. Hense, G. Klepper, S. Lingner, K. Ott, D. Schmitt, M. Schröder und D. Sprinz fordern angesichts der schwierigen Verhandlungslage bei bestehenden Klimarisiken, Klimapolitik als generationenübergreifende Aufgabe zu verstehen, anstatt die Klimaproblematik heute für alle Zeiten lösen zu wollen. Dabei wird das Konzept der „flexiblen Planung“ klimapolitischer Ziele vorgeschlagen, das durch Alarmismus, Steuerungsoptimismus oder Resignation getragene Fehlentwicklungen vermeiden soll: Klimaschutzstrategien – wie beispielsweise der Umbau der Energiesysteme – sollten allmählich und vorhersehbar umgesetzt werden, damit neue wissenschaftliche Erkenntnisse oder praktische Erfahrungen mit neuen Instrumenten (z.B. Emissionshandel) in die Zielplanung der Klimavorsorge einfließen können. Mit diesem Prozess „gesellschaftlichen Lernens“ können klimapolitische Zielsetzungen laufend und bedarfsgerecht modifiziert werden, ohne bestimmte Klimaschutzmaßnahmen oder kurzfristige ökonomische Maximen dogmatisch festzuschreiben. Verbindliche Maßnahmen in Richtung einer frühzeitigen Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen auf niedrigem Niveau sind zwar ethisch wünschbar, aber nur dann auch zwingend geboten, wenn sich die Mehrheit der großen Emittenten der internationalen Staatengemeinschaft an einem entsprechend ambitioniertem Klimaschutzregime beteiligen würde.

Die Autoren empfehlen, kurzfristig konkrete und durchsetzbare Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. Sie sollten zunächst kostengünstig gestaltet werden, um im weiteren Verlauf an neue Erkenntnisse über die aktuelle Risikolage angepasst zu werden.

Publikationen:
M. Schröder, M. Claussen, A. Grunwald, A. Hense, G. Klepper, S. Lingner, K. Ott, D. Schmitt, D. Sprinz (2002) Klimavorhersage und Klimavorsorge. Band 16 der Reihe „Wissenschaftsethik und Technikfolgenbeurteilung“ (Hrsg. C. F. Gethmann). Springer-Verlag, Berlin Heidelberg. ISBN 3-540-43239-6 (engl. Kurzfassung als 32. Band der „Grauen Reihe“ der Europäischen Akademie GmbH (Hrsg. C. F. Gethmann) als PDF unter www.ea-aw.de)

K. Ott, G. Klepper, S. Lingner, A .Schäfer, J. Scheffran, D. Sprinz (2004) Konkretisierungsstrategien für Art. 2 der UN-Klimarahmenkonvention. Band 37 der „Grauen Reihe“ der Europäischen Akademie GmbH (Hrsg. C. F. Gethmann) (als PDF unter www.ea-aw.de)

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Friederike Wütscher idw

Weitere Informationen:

http://www.ea-aw.de

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