Stammzellencocktail gegen Wirbelsäulenverletzungen

Zeitpunkt der Transplantation für Erfolg entscheidend

Stammzellen können helfen, einen Teil der Funktion bei Ratten mit Schädigungen der Wirbelsäule wieder herzustellen. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Toronto Western Research Institute gekommen. Das Team um Michael Fehlings setzte dafür Stammzellen ein, die aus Mäusegehirnen entnommen worden waren. Sie injizierten den fein abgestimmten Cocktail bestehend aus Wachstumshormonen, entzündungshemmenden Medikamenten und den Zellen Ratten mit zerstörtem Rückgrat. Obwohl Tiere, die den Cocktail nicht erhielten, zwei Wochen nach der Verletzung einen Teil der Funktion ihrer hinteren Gliedmaßen wiedererlangten, waren sie extrem unkoordiniert. Die Behandlung mit den Stammzellen verbesserte die Funktion der Gliedmaßen, konnte sie aber nicht vollständig wieder herstellen. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachmagazin Journal of Neuroscience veröffentlicht.

Es zeigte sich, dass die spezielle Mischung aus Wachstumshormonen und entzündungshemmenden Bestandteilen die transplantierten Zellen nach der Injektion in die Wirbelsäulen beim Überleben unterstützte. Die Wissenschafter kennzeichneten die Zellen mit fluoreszierenden Markern, damit sie wieder erkennbar waren. Insgesamt überlebte rund ein Drittel der transplantierten neuralen Stammzellen. 80 Prozent dieser Zellen entwickelten sich zu Oligodendrozyten, eine Zellenart, die die Nervenfunktion unterstützt. Laut Fehlings ist diese hohe Umwandlungsrate entscheidend, da die Oligodendrozyten Myelin herstellen können, jene isolierende Schicht rund um die Nervenfasern, die hilft Signale an das Gehirn zu übertragen. Die Myelinproduktion wird durch eine Verletzung der Wirbelsäule unterbrochen.

Die Ratten, die mit Stammzellen behandelt wurden, wiesen eine bessere Koordination ihrer Gliedmaßen auf als jene, die nur Wachstumshormone und entzündungshemmende Medikamente oder keine Behandlung erhielten. 30 Prozent der transplantierten Zellen überlebten, wenn der Eingriff zwei bis drei Wochen nach der Verletzung der Wirbelsäule stattfand. Dieser Wert sank auf 5 Prozent, wenn die Transplantation zwischen sechs und acht Wochen nach der Verletzung stattfand. Fehlings nimmt an, dass die im Laufe der Zeit stattfindende Vernarbung der Wunde den Erfolg der Behandlung beeinträchtigen kann. Den für diese Studie verwendeten Ratten wurde eine Schädigung des Rückenmarks zugefügt, die ungefähr jener entspricht, die ein Mensch bei einem Autounfall erleiden kann.

Phillip Popovich von der Ohio State University erklärte gegenüber New Scienstist, dass dieser spezielle Cocktail eine entscheidende Rolle bei Behandlungsansätzen mit Stammzellen spielen könnte. Er ist jedoch nur vorsichtig optimistisch, da diese Ansatz beim Menschen aufgrund seiner Komplexität schwierig einzusetzen sein könnte. „Den Patienten wird nicht einfach eine Tablette oder eine Injektion verabreicht werden können.“ Allein in Amerika erleiden jährlich rund 8.000 Menschen vor allem bei Verkehrsunfällen Verletzungen der Wirbelsäule.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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