Automobilhersteller legen noch nicht alle Daten offen

Studie des ika der RWTH Aachen zeigt Mängel beim Zugang zu technischen Informationen für Reparaturen

Auch zwei Jahre nach in Kraft treten der so genannten „Gruppenfreistellungsverordnung für den Kraftfahrzeugsektor“ der EU scheint es noch Nachholbedarf bei den Automobilherstellern zu geben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Kraftfahrwesen Aachen (ika) der RWTH im Auftrag der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission. Bei der Verordnung aus dem Oktober 2002 geht es um den Zugang, den Automobilhersteller unabhängigen Werkstätten und anderen Gewerbetreibenden für die Reparatur von Kraftfahrzeugen zur Verfügung stellen müssen. Die Hersteller müssen laut des Papiers ihre Informationen „unverzüglich in nicht diskriminierender und verhältnismäßiger Form“ offen legen. Hiermit will man einen größeren Wettbewerb bei der Wartung und Reparatur von Autos erreichen. Denn immerhin entfallen durchschnittlich mehr als 40 Prozent der Gesamtkosten eines Fahrzeugs auf diesen Bereich und selbst einfachste Arbeiten werden angesichts immer mehr Technik im Auto ständig komplexer.

Die Studie untersucht, inwieweit die Automobilhersteller den Anforderungen der Verordnung im Hinblick auf den Zugang von Werkstätten, Teileherstellern oder Herausgebern einschlägiger Fachveröffentlichungen zu technischen Informationen nachgekommen sind. Sie stellt fest, dass die Automobilhersteller diese Informationen für fast alle in den letzten zehn Jahren hergestellten Modelle über das Internet, über CD/DVD und/oder in gedruckter Form zur Verfügung stellen. Es gibt jedoch Qualitätsmängel. So ist die gewünschte Information häufig schwer auffindbar oder wird nur innerhalb eines umfangreichen, teuren „Informationspakets“ angeboten. Oft ist auch der Inhalt unzureichend: Bestimmte Unternehmen veröffentlichen zahlreiche, besonders für Hersteller von Diagnosegeräten, notwendige Angaben überhaupt nicht. Derartige Geräte sind aber für die Branche schon deshalb besonders wichtig, weil sie die einzige wirtschaftliche Alternative zu den teuren Diagnosegeräten der Automobilhersteller sind. Auch die Herausgeber der von unabhängigen Werkstätten besonders geschätzten Sammlungen technischer Informationen beklagen Schwierigkeiten beim freien Informationszugang.

In der Studie wurden neun Pkw-Hersteller und sechs Lastwagenhersteller unter die Lupe genommen. Verglichen wurde die Situation in Deutschland, Italien, Frankreich, Irland, Dänemark, Polen und Großbritannien. Wettbewerbskommissar Mario Monti: „Zwar stellt die Automobilindustrie unabhängigen Gewerbetreibenden technische Informationen zur Verfügung. Wir sind jedoch noch weit vom gewünschten Ziel entfernt. Wenn sich bei der Wartung und Reparatur von Kraftfahrzeugen ein echter Wettbewerb entwickeln soll, müssen die Automobilhersteller im Hinblick auf Transparenz und Zugänglichkeit von den technischen Informationen ihrer Fahrzeuge noch erhebliche Anstrengungen unternehmen.“

Weitere Informationen:

Dipl.-Ing. Andreas van de Sand
Institut für Kraftfahrwesen der RWTH Aachen
Tel.: 0241/8025620
Email: van.de.sand@ika.rwth-aachen.de

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Thomas von Salzen idw

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