US-Amerikaner schlucken zu viele Pillen

Mangelnde Sicherheit vieler Nahrungsergänzungspräparate kritisiert

Jeder vierte US-Amerikaner schluckt täglich mindestens eine „magische Pille“, die ihm, so verspricht zumindest der Beipacktext, das Leben verlängern soll. Die Nahrungsergänzungsmittel, egal ob Vitaminpräparate oder Fischleberöl, sind generell sicher, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist Online. Der Markt, der mit rund 18 Mrd. Dollar jährlich beziffert wird, wächst ständig. Im Zunehmen begriffen sind aber auch Probleme mit angeblichen Nebenwirkungen der Nahrungsergänzungsmittel.

Rund 29.000 solcher Nahrungsergänzungsmittel sind derzeit in den USA am Markt. Viele dieser Produkte enthalten natürliche Wirkstoffe, die aber, so das Wissenschaftsmagazin, vielfach so verändert wurden, dass eigentlich niemand sagen kann, ob sie nicht gesundheitsschädlich bzw. sogar gefährlich geworden sind. Erst vergangene Woche veröffentlichte die amerikanische Food and Drug Administration FDA einen Report wonach die Nahrungsergänzungsmittel gesetzlich neu geregelt werden sollen. Grund für die neue gesetzliche Regelung sind vermehrte Probleme mit verschiedenen Wirkstoffen wie etwa Ephedra, der Wirkstoff der Pflanze Meerträubel (Ephedra sinica).

Im Janua wurde Ephedra von der FDA verboten, nachdem angeblich 155 Todesfälle aufgetreten sind und es in mehr als 16.000 Fällen zu gefährlichen Nebenwirkungen gekommen war. Kritik über das Vorgehen ist aber bereits im Vorjahr seitens der Vertreter der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gekommen. Die TCM-Ärzte argumentierten, dass der Wirkstoff seit Jahrtausenden bedenkenlos angewendet wurde, dass aber vielfach die Dosis um das 100 Fache überschritten wurde. Zudem könne durch die Synthetisierung und die Mischung mit anderen Wirkstoffen eine gefährliche Wechselwirkung entstehen, argumentierten Experten. Ähnliche Ergebnisse lieferten auch Untersuchungen von anderen traditionellen Heilpflanzen, die zum Teil erhebliche Verunreinigungen mit Blei und Quecksilber aufwiesen.

Das große Problem, mit dem die FDA allerdings auf US-Ebene zu kämpfen hat, ist der Dietary Supplement Health and Education Act aus dem Jahr 1994. Demnach dürfen nämlich erst dann Wirkstoffe verboten werden, wenn ihre Gesundheitsschädlichkeit bewiesen ist. Der medizinische Berater, das Institute of Medicine (IoM), sieht dieses Vorgehen als inakzeptabel. Es fordert, dass zumindest Konsumenten der FDA über mögliche Nebenwirkungen berichten sollen. In weiterer Folge will das IoM erreichen, dass das Gesetz so geändert wird, dass künftig der Hersteller dazu verpflichtet wird, die Sicherheit für das Produkt zu gewährleisten.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.newscientist.com

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