OECD: Biotreibstoffe sparen kaum CO2 ein

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)hat in einer soeben präsentierten Studie den geförderten Biotreibstoffen in der EU, den USA und Kanada kein gutes Zeugnis ausgestellt.

Zum Einen sparen diese Treibstoffe nur knapp 0,8 Prozent CO2 bis 2015 ein, zum Anderen verursachen sie aber für Verbraucher und Steuerzahler jährlich Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe. Die Gesamtkosten, die durch Subventionen, Steuerverzicht, Beimischungszwang und Handelsschranken den Steuerzahlern und Verbrauchern dabei entstünden, lägen 2015 bei 25 Mrd. Dollar jährlich und damit noch deutlich über den elf Mrd. Dollar, die diese Förderung bereits 2006 kostete, heißt es in der Untersuchung.

Die Studie empfiehlt im Verkehrsbereich stärker auf eine Verbrauchsreduktion und weniger auf alternative Kraftstoffe zu setzen.

Die Vermeidung von CO2-Emissionen über die Förderpolitik für Ethanol und Biodiesel in Nordamerika und Europa kostet damit umgerechnet zwischen 960 und 1.700 Dollar pro Tonne. Im EU-Emissionshandel kostet die Tonne CO2 derzeit rund 30 Dollar. „Es gibt sehr viel effizientere Wege, etwas für den Klimaschutz zu tun als die Förderung von Biokraftstoffen“, erklärt OECD-Direktor für Handel und Landwirtschaft Stefan Tangermann.

Tangermann forderte zudem, dass Europa die USA und Kanada ihre gegenwärtige Förderpolitik überdenken sollen. Ein Grund für die hohen Kosten sind die geringen Einsparpotenziale, die sich bei gegenwärtiger Technik mit in der EU, den USA oder Kanada produzierten Biokraftstoffen erzielen lassen. So liegen bei Ethanol, das in den USA aus Mais gewonnen wird, die CO2-Emissionen nur um etwa zehn bis 30 Prozent niedriger als bei herkömmlichem Benzin. Bei Biodiesel aus Pflanzenöl, wie er in der EU weit verbreitet ist, sind es immerhin 40 bis 55 Prozent.

Der rasante Ölpreisanstieg der vergangenen Jahre habe nicht dazu geführt, dass Biokraftstoffe eine wirtschaftliche Alternative zu fossilen Kraftstoffen geworden sind. Bei vielen Kraftstoffsorten sei sogar genau das Gegenteil eingetreten: Durch die stark gestiegenen Preise für Agrarprodukte hat sich der Preisabstand zwischen fossilen Kraftstoffen und Biokraftstoffen sogar noch erhöht. Besonders deutlich ist der Abstand zwischen Diesel und Biodiesel aus Rapsöl in der EU angestiegen. Die OECD stellt auch fest, dass die Förderpolitik in der EU, den USA und Kanada auch dazu beitrage, dass ein zunehmender Teil der Weltagrarproduktion für Kraftstoffe verwendet wird. Das schlage sich dann auch in den Lebensmittelpreisen nieder.

Ein Bericht der Rights and Ressources Initiative (RRI) in Großbritannien, bei der auch andere Forschungsschmieden in der Schweiz und in Schweden mitgearbeitet haben, kommt zum Schluss, dass für den Fall eines weiteren Bedarfsanstiegs von Nahrungsmitteln, Agrotreibstoffen und Holz, vielen Wäldern ein Ende droht. Nur halb so viel Land als das, was benötigt wird, steht bis 2030 zur Verfügung, wenn man von den großen Flächen der tropischen Wälder absieht.

„Derzeit befinden wir uns gerade beim letzten globalen Griff nach Land“, so Studien Co-Autor Andy White von der RRI. Das bedeute, dass uns mehr Entwaldung, mehr Konflikte, mehr CO2-Emissionen, mehr Klimaveränderungen und weniger Prosperität für jeden bevorstehen. „Die steigende Nachfrage nach Nahrungsmittel, Agrotreibstoffen und Holz für die Papierproduktion, als Baumaterial und für die Industrie bedeuten, dass wir bis 2030 etwa 515 Mio. Hektar an zusätzlicher Fläche brauchen würden.“ Tatsächlich zur Verfügung stehen allerdings nur etwa 200 Mio. Hektar.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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