Verdacht: Insektizide in Haushaltsprodukten erhöhen Autismusrisiko

Werdende Mütter, die während der Schwangerschaft Haushaltsprodukte mit bestimmten Pflanzenschutzmitteln verwenden, steigern dadurch möglicherweise das Autismusrisiko für das ungeborene Kind. Das haben Irva Hertz-Piccitotto und ihre Kollegen von der University of California in Davis anlässlich des diesjährigen International Meeting for Autism Research in London berichtet. Die Studie der US-amerikanischen Wissenschaftler ist eine der wenigen, die sich bisher in großem Umfang mit Umweltfaktoren und deren Wirkungen auf die mit Autismus assoziierten Gene beschäftigt.

Das Forscherteam untersuchte 333 Kinder mit einer Autismusspektrumsstörung (ASS) und 198 gesunde Kinder sowie deren Familien. Sie sammelten Blut- und Urinproben und ließen umfangreiche Fragebögen zur medizinischen Vergangenheit der Kinder, einem möglichen Zugang zu Medikamenten und verwendeten Haushaltsprodukten vor, während und nach der Schwangerschaft ausfüllen. Ergänzend befragten sie die Familien nach ihrem Lebensstil und ob die Kinder von der Mutter gestillt wurden. Dabei stellte sich heraus, dass die Mütter der Kinder mit ASS doppelt so oft Haustiershampoos verwendet hatten, die Pyrethrine enthielten. Das Autismus-Risiko sei am größten gewesen, wenn das Shampoo im zweiten Drittel der Schwangerschaft verwendet wurde.

Pyrethrine, gewonnen aus bestimmen Chrysanthemen-Arten, werden als Insektizide für den Pflanzenschutz in Form von Sprays oder Konzentrat verwendet und wirken gegen Eier, Larven und auch gegen ausgewachsene Insekten. Sie sind zwar im Feld schnell abbaubar, Studien hätten aber gezeigt, dass sie bei Insekten und Nagetieren die Blut-Hirn-Schranke zerstören können und neuronale Schäden verursachen können, so die Forschergruppe. „Die Entstehung von Autismus wird mit einem Ungleichgewicht zwischen erregenden und dämpfenden Neurotransmittern innerhalb des Gehirns in Verbindung gebracht. Man könnte nun annehmen, dass Kinder, die von einem solchen Ungleichgewicht betroffen sind, empfindlicher gegenüber den Wirkungen der Pyrethrine sind“, vermutet Mitautor Isaac Pesaah. Dennoch, so fügen die Wissenschaftler an, sei es unwahrscheinlich, dass Pyrethrine allein eine Ursache von Autismus darstellen. Allerdings seien diese auch nicht die einzigen chemischen Substanzen, die zur Entstehung von Autismus beitragen könnten.

So hatte eine Studie von Wissenschaftlern der University of California in Berkeley um Brenda Eskenzai gezeigt, dass auch Organophosphate das Risiko autistischer Störungen erhöhen können. Die Forscher hatten Urinproben von 400 schwangeren Frauen und deren Kindern auf Stoffwechselprodukte der in Pflanzenschutzmitteln, Kopflauskuren, Haustiershampoos und ähnlichen verwendeten Substanzen hin untersucht. Das Autismus-Risiko hätte sich Eskenzai zufolge bei Vorhandensein von Organophosphat-Metaboliten verdoppelt.

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Claudia Misch pressetext.austria

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