Der Weg der Flaschen

Altglas, Plastik und Dosen sind wertvolle Sekundärrohstoffe. Deshalb werden sie gesammelt und recycelt. Ein wesentlicher Kostenfaktor beim Recycling ist der Transport. Ziel ist es daher, optimale Rückführungssysteme zu planen und aufzubauen. Mit dem Programm WinESDR können die Logistik-Experten vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML die Fahrten eines Rückführungssystems optimieren. Vom 23. bis 27. September 2003 stellen die Wissenschaftler auf der Messe ENTSORGA in Köln in Halle 12.2, Stand F40 neue Lösungsansätze vor.

Im vergangenen Jahr haben Verbraucher in Deutschland rund 2,45 Millionen Tonnen Altglas in Containern entsorgt. „Altglas wird bundesweit flächendeckend in etwa 300 000 Glascontainern an rund 100 000 Standorten gesammelt. Lkws holen das Glas auf festgelegten Routen ab und bringen es zu den 23 Aufbereitungsanlagen. Dort wird es nach Farben sortiert, zerkleinert, gewaschen und wieder aufbereitet. Anschließend kommt das Material zu den 28 Glashütten, die Altglas annehmen und zu neuen Flaschen verarbeiten. Schließlich müssen sie von hier zu den Getränkeherstellern transportiert werden, die sie wieder befüllen“, beschreibt Eike Michaelis vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund den Weg der Flaschen. Solche mehrstufigen Transportprobleme sind ein Fall für die Dortmunder Logistiker. Speziell dafür haben sie das Computerprogramm WinESDR entwickelt. Die Software hilft dabei schnell optimale Transportwegenetze zu errechnen.

Eine erste Bewährungsprobe hat WinEDSR bereits bestanden: Es war im Einsatz, als das IML zusammen mit der Gesellschaft für Glasrecycling und Abfallvermeidung mbH GGA eine neue Zuordnung für Altglasrecycling geplant hat. Mit Hilfe des Computerprogramms gelang es den Fraunhofer-Experten, die Transportwege so zu optimieren, dass rund 30 Prozent der Kosten eingespart werden konnten. Die Problematik im Recyclingzyklus vom Container zur neuen Flasche ist vielschichtig: Die Container müssen geleert werden, bevor sie überquellen. Auch Leerfahrten kosten Geld. Die Auslastung der Aufbereitungsanlagen und Glashütten ist ebenso ein Kostenfaktor wie die Transporte zwischen den Containerstandorten, den Aufbereitungsanlagen, den Glashütten und den Getränkeherstellern.

WinESDR könnte auch dabei helfen, die Entsorgungslogistik für Einwegverpackungen zu planen: Seit der Einführung des Dosenpfandes zum 1. Januar 2003 gibt es – so die Glasindustrie – noch kein flächendeckendes Rücknahmesystem für Einwegflaschen und Dosen. In diesem Jahr, so schätzt die GGA, wird rund 15 Prozent weniger Altglas in den Containern gesammelt, denn die Verbraucher geben die Pfandflaschen zurück und immer mehr Getränke werden in PET-Flaschen abgefüllt. Durch den Rückgang der Recyclingquoten gehen wertvolle Primärrohstoffe des Glases – Quarz, Sand, Soda und Kalk – unwiederbringlich verloren. Szenarien für neue Recyclingnetze gibt es bereits. So könnten die Flaschen in den Geschäften gesammelt, von dort zu Sammelpunkten und weiter in Aufbereitungsanlagen gebracht werden. „Mit WinESDR ließe sich hierfür ebenso wie für das Recycling von Aludosen ein flächendeckendes Wegenetz entwickeln“, sagt Michaelis.

Kontakt: Dipl.Wirt.Math. Eike Ernst Michaelis, Tel. 0231 – 9743-359, Fax -77359, e.michaelis@iml.fraunhofer.de

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Dr. Johannes Ehrlenspiel Fraunhofer-Gesellschaft

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