Brustkrebs frühzeitig erkennen: Computer-Tomographie mit Ultraschall

Zuverlässige medizinische Bildgebungsverfahren sind in der Tumordiagnostik unverzichtbar. Um das Gewebe der weiblichen Brust möglichst detailliert abzubilden, entwickelte Dr.-Ing. Christian Hansen eine neue Form der Ultraschall-Computertomographie kombiniert mit Kontrastmitteln.

Das Verfahren ist gezielt auf die Anatomie der weiblichen Brust zugeschnitten und sehr patientenfreundlich. In Zukunft könnte es die „lästige“ Mammographie ablösen. Für seine Dissertation an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Ruhr-Universität Bochum erhielt er am 1.12. den mit 3.000 Euro dotierten Promotionspreis des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik).

Detailaufnahmen vom Brustgewebe

Das Ergebnis der Arbeit „Kontrastmittelspezifische Ultraschall-Computertomographie“ ist ein Abbildungssystem, das weitgehend automatisiert abläuft und damit „untersucherunabhängig“ ist. Ein Ultraschallwandler umkreist die in einem Wasserbad gelagerte Brust und bildet das Drüsengewebe aus allen Richtungen ab. Im Gegensatz zur handgeführten Sonographie wird die Brust immer vollständig erfasst. Die Abbildung aus verschiedenen Aufnahmerichtungen liefert mehr Daten und ermöglicht Ultraschallbilder mit höherer Qualität. Intravenös injizierte Ultraschall-Kontrastmittel können zusätzlich genaue Informationen über die Durchblutung des Gewebes liefern. „Das ist wichtig, denn neue Blutgefäße und eine gesteigerte Durchblutung des Gewebes sind typische Zeichen bösartiger Tumore“, so Dr.-Ing. Hansen.

Wie sich die Schallgeschwindigkeit in der Brust verteilt

Verbunden über eine PC-Schnittstelle lässt sich das neue Abbildungssystem als Zusatzeinheit an handelsübliche Ultraschall-Systeme andocken. „Die gewonnen Daten verarbeitet das System auf zweierlei Weise“, berichtet Dr. Hansen. „Zum einen werden die Ultraschallechos der verschiedenen Aufnahmerichtung miteinander kombiniert, um anschließend das Brustgewebe als Graustufenbild darzustellen und bei Kontrastmittelinjektion die Durchblutung zu beurteilen. Zum anderen werden die Laufzeiten der Echosignale ausgewertet. Hierfür ist auf der gegenüberliegenden Seite des Schallkopfes eine Art akustischer Spiegel angebracht, der die Schallwellen reflektiert.“ Computertomographische Rekonstruktionsverfahren ermöglichen, die Schallgeschwindigkeitsverteilung der verschiedenen Gewebearten in der Brust zu berechnen und im Bild darzustellen. „In Tumoren breiten sich Ultraschallwellen mit einer anderen Geschwindigkeit aus als in gesundem Brustdrüsengewebe, womit die Tumoren in den Bildern sichtbar gemacht werden können“, so Prof. Dr.-Ing. Helmut Ermert (Forschungsgruppe Hochfrequenztechnik der RUB), der die Dissertation betreute.

Alternative zur Röntgen-Mammographie

Bislang dient die handgeführte Ultraschalluntersuchung als Ergänzungsmethode zur Mammographie. Diese ist mit einer mechanischen Kompression der Brust und mit einer Strahlenbelastung verbunden und wird daher nicht von allen Frauen akzeptiert. „Das neue System könnte wegen der standardisierten und vollständigen Abbildung zum Verfahren der ersten Wahl in der Brustkrebsdiagnostik avancieren“, sagt Prof. Dr. med. Lothar Heuser, medizinischer Betreuer der Arbeit und Leiter der klinischen Erprobung des Systems (Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin der Ruhr-Universität Bochum im Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer).

VDE-Preis: Originalität und Relevanz der Ergebnisse

Der Bezirksverband Rhein-Ruhr und die Landesvertretung NRW des VDE stiften seit 1993 jährlich den Promotionspreis für Wissenschaftler der Universitäten/Hochschulen Aachen, Bochum, Duisburg-Essen, Dortmund, Hagen, Paderborn, Siegen und Wuppertal für besondere Promotionsleistungen in den Bereichen der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik bzw. Informatik und ergänzender Technologien und Wissenschaften. Zentrale Kriterien bei der Auswahl des Preisträgers sind neben der wissenschaftlichen Originalität der Arbeit auch die internationale Anerkennung und die praktische Relevanz sowie die überzeugende Darstellung des Ergebnisses.

Die Arbeiten, aus denen die Dissertation von Dr.-Ing. Christian Hansen hervorgegangen ist, wurden in einem Projekt am Kompetenzzentrum Medizintechnik Ruhr (KMR) mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) begonnen und im Zentrum für Medizinische Bildgebung Ruhr (ZMB) fortgeführt. Dieses Projekt unter Beteiligung der Stadt Bochum wurde vom Land Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Gemeinschaft (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) kofinanziert. Siemens unterstütze die Arbeiten durch Leihgabe verschiedener Ultraschallgeräte.

Weitere Informationen

Prof. Dr.-Ing. Helmut Ermert, DR. Christian Hansen, Forschungsgruppe Hochfrequenztechnik
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der RUB
Tel. 0234/32-27113, E-Mail: helmut.ermert@rub.de, christian.hansen@rub.de
Angeklickt
Forschungsgruppe Hochfrequenztechnik
http://www.hf.rub.de
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum

http://www.radiologie-bochum.de

Redaktion: Jens Wylkop

Media Contact

Dr. Josef König idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer