Lernen am Patienten im virtuellen Krankenhaus


MEDIDA-PRIX für das interaktive Computerlernsystem CAMPUS-Pädiatrie der Universitätskinderklinik Heidelberg

Das interaktive Computerlernsystem CAMPUS-Pädiatrie der Universitätskinderklinik Heidelberg ist mit dem mediendidaktischen Hochschulpreis MEDIDA-PRIX, der insgesamt mit 100.000 Euro dotiert ist, als herausragendes Beispiel für medienbasiertes problemorientiertes Lernen in der Medizin ausgezeichnet worden. Es wurde gemeinsam mit dem Labor Computergestützte Lehr-/ Lernsysteme der Universität Heidelberg entwickelt. Den Preis teilt sich das Heidelberger Lernprogramm mit dem CASUS-Lernsystem der Ludwig-Maximilian-Universität München und dem Programme „Ad Fontes“ für Geschichtsstudenten an der Universität Zürich. Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro nahm die Projektkoordinatorin Dr. Sabine Köpf Ende September in Basel in Empfang .

Krankheitsfälle per Mausklick lösen

Praxisnahes Lernen am Patienten, wie es die neue Approbationsordnung fordert, setzt das von der Arbeitsgruppe um Prof. Franz-Josef Leven (Studiengang Medizinische Informatik der Fachhochschule Heilbronn) und Priv.-Doz. Dr. Burkhard Tönshoff (Universitätskinderklinik Heidelberg) entwickelte e-learning-System bereits um: Die Studenten lösen klinischen Probleme und Fälle, statt reine Fakten zu pauken. Wer sich bei CAMPUS-Pädiatrie einloggt, wird unmittelbar mit der Behandlung eines kleinen Patienten konfrontiert. Die Krankengeschichte zeigt zum Beispiel: Ein Kind klagt über Atembeschwerden, seine Lunge muss abgehört werden. Mausklick auf das Stethoskop, aus dem PC-Lautsprecher ertönen die Atemgeräusche. Röntgenbilder werden begutachtet, ebenso Fieberkurven und Laborwerte. Authentisch ist auch die Dokumentation der Diagnose mit einem Zahlenschlüssel. Insgesamt 38 verschiedene Fälle mit verschiedenen Erkrankungen können derzeit bearbeitet werden.

Als Ärzte in der virtuellen Kinderklinik betreuen die Studenten selbständig Patienten, erheben Anamnese, treffen Entscheidungen über Diagnostik und Therapie, führen Laboruntersuchungen durch oder ordnen technische Untersuchungen an. Die notwendige Rückkopplung erhalten sie durch Vergleich mit dem realen Fallablauf. Der Zugriff auf patientenbezogene Daten, fallspezifische Expertenkommentare sowie auf digitale Bibliotheken ergänzt das erforderliche Wissen.

Wichtiger Bestandteil der neuen Medizinerausbildung HeiCuMed

„CAMPUS-Pädiatrie ist wichtiger Bestandteil des reformierten medizinischen Curriculums HeiCuMed der Universität Heidelberg“, erklärt Prof. Dr. Hans-Günther Sonntag, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Seit diesem Jahr wird die Kinderheilkunde, wie die gesamt klinische Medizin, verstärkt an Patienten und mit Schwerpunkt auf dem Lösen klinischer Fälle gelehrt. Das praxisorientierte Medizinstudium wird durch computerbasierte Lehr- und Lernprogramme erweitert, die ein orts- und zeitunabhängiges Studieren ermöglichen. Den Heidelberger Medizinstudenten steht neben CAMPUS-Pädiatrie auch das in Zusammenarbeit mit dem Rechenzentrum der Universität Heidelberg entwickelte Programm ATHENA zur Verfügung. Es enthält neben Unterrichtsskripten auch Präsentationen, Diasammlungen, Videosequenzen und evaluierte Linksammlungen.

Der MEDIDA-PRIX wird jedes Jahr von der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft e.V. (GMW) ausgeschrieben. Je nach Austragungsort wird der Preis abwechselnd vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem schweizerischen Bundesamt für Bildung und Wissenschaft und dem österreichischen Bundsministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur mit insgesamt 100.000 Euro finanziert.

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Dr. Annette Tuffs idw

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