Prinzip Hoffnung: Fast jeder zweite Gehirntumorpatient sucht alternative Therapien

Trotz vielfältiger neuer Behandlungsmethoden gibt es vor allem in weit fortgeschrittenen Stadien und bei bestimmten Tumorarten kaum Hoffnung auf eine Heilung. Zusätzliche Hilfe suchen viele Betroffene in alternativen Therapien.

Das ergab eine Multicenter-Studie des Deutschen Gliomnetzwerks unter Leitung von Dr. Oliver Heese, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

Die Ergebnisse der Untersuchung sind jetzt in dem renommierten Wissenschaftsmagazin Neurology erschienen.

Fast jeder zweite Patient mit unheilbarem Hirntumor setzt zusätzlich zur traditionellen Behandlung auf alternative Heilungsmethoden. Aufgabe der Ärzte sei es deshalb, sagt Dr. Oliver Heese, Patienten über alternative Heilverfahren in Ergänzung zur Schulmedizin aufzuklären, sie bei der Wahl zwischen Sinnvollem und Überflüssigem zu unterstützen und vor kostspieligen, aber wirkungslosen Therapieangeboten zu schützen.

„Patienten müssen mit ihrem Arzt offen sprechen können, wenn sie Fragen zu alternativen Heilmethoden haben“, meint Dr. Oliver Heese. Dieser Gesprächsbedarf ist offensichtlich vorhanden: Etwa 40 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Tumorpatienten nutzten neben konventionellen auch alternative Therapiemöglichkeiten. Für Heese und sein Team ein wichtiges Signal an die Neuroonkologie, im Arzt-Patienten-Gespräch künftig stärker auf dieses Thema einzugehen.

Insgesamt 621 Menschen aus ganz Deutschland mit unheilbaren Grad II bis IV-Glioblastoma-Tumoren nahmen an der Befragung teil und machten Angaben zu ihrem Umgang mit alternativen Behandlungsmethoden. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 41 Jahren. Ein Großteil gab als Motivation an, die traditionelle medizinische Behandlung durch alternative Heilverfahren unterstützen und natürliche Abwehrkräfte des Körpers stärken zu wollen. 39 Prozent der Umfrageteilnehmer nutzten homöopathische Mittel, 31 Prozent Vitamintherapien und 29 Prozent verschiedene psychologische Ansätze.

Am häufigsten kamen alternative Therapien bei Menschen mit höherer Schulbildung, Frauen und jungen Menschen zum Einsatz. Die Wenigsten stellten dabei schulmedizinische Heilverfahren in Frage sondern nutzten die alternativen Therapien als Ergänzung. An der Multicenter-Studie nahmen neben der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf fünf weitere Universitäsklinika mit einem Hirntumorschwerpunkt (organisiert im Deutschen Gliomnetzwerk der Deutschen Krebshilfe) teil.

Media Contact

Christine Jähn idw

Weitere Informationen:

http://www.uke.uni-hamburg.de

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