Neuer Gendefekt als Ursache für schwere Pilzinfektion entdeckt

Prof. Dr. Bodo Grimbacher, Wissenschaftlicher Direktor des Centrums für Chronische Immundefizienz am Universitätsklinikum Freiburg, konnte gemeinsam mit Immundefekt-Forschern aus Frankreich, den USA und Nordafrika erstmals nachweisen, dass sich die tiefe Dermatophytose auf einen Immundefekt zurückführen lässt. Die neuen Erkenntnisse zu der lebensbedrohlichen Pilzerkrankung wurden nun im renommierten New England Journal of Medicine publiziert.

Die bekannteste und harmloseste Form einer Dermatophytose ist der Nagel- oder Fußpilz. Die tiefe Dermatophytose (engl. deep dermatophysis) entsteht, wenn das Immunsystem den Hautpilzen keine Immunabwehr entgegensetzen kann. Diese Pilzerkrankung ist zwar sehr selten, jedoch lebensbedrohlich. Bei der tiefen Dermatophytose sind nicht nur Haut, Gewebe und Nägel stark betroffen, sondern der Pilz streut auch in die Lymphknoten und in das zentrale Nervensystem.

Bisher war in der Forschung nicht bekannt, dass ein Gendefekt die tiefe Dermatophytose auslösen kann. Die Krankheit tritt zwar vermehrt in Ländern des Nahen Ostens auf, in denen die Verwandtenehe üblich ist, sodass die Vermutung eines Gendefekts nahe lag. Die genetischen Zusammenhänge lagen jedoch im Verborgenen. Den Immundefekt-Forschern gelang nun der Nachweis, dass homozygote Mutationen im Protein CARD9 (Caspase Recruitment Domain 9) Auslöser für die tiefe Dermatophytose sein können. Untersucht wurden 17 erkrankte Patienten aus Marokko, Algerien und Tunesien (von denen acht aus Verwandtenehen stammten). Aufwändige Genuntersuchungen ergaben, dass alle 17 Patienten ein mutiertes CARD9-Protein aufwiesen. Da die CARD9-Mutation autosomal-rezessiv vererbt wird, kann die tiefe Dermatophytose in einer Generation ausbleiben, aber in der Folgegeneration wieder auftreten.

Mit ihrer Studie ist es den Forschern gelungen, die genetische Ursache für die Erkrankung an einer tiefen Dermatophytose zu entschlüsseln und mit der CARD9-Defizienz einen weiteren seltenen Immundefekt zu identifizieren. Gleichzeitig konnte ein molekularer Weg des Immunsystems zur Infektabwehr von Hautpilzen entschlüsselt werden, der möglicherweise zu neuen Therapieansätzen in der Behandlung von Dermatophyten führen kann.

Titel der Originalpublikation: Deep Dermatophytosis and Inherited CARD9 Deficiency

doi: 10.1056/NEJMoa1208487

Kontakt:
Prof. Dr. Bodo Grimbacher
Wissenschaftlicher Direktor
Centrum für Chronische Immundefizienz – CCI
Telefon: 0761 270-77731
bodo.grimbacher@uniklinik-freiburg.de

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Benjamin Waschow idw

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