Neue Therapien bei Darmerkrankungen erproben

Chronische entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa gehören zu den schwer behandelbaren Krankheiten, die für die Betroffenen mit einem hohen Leidensdruck verbunden sind.

Etwa 350.000 meist junge Menschen in Deutschland leiden an diesen Erkrankungen, die oft dauerhaft sind und in der Hälfte der Fälle auch kompliziert verlaufen. Die Erkrankungsschübe mit Schmerzen und Durchfällen kommen unvorhergesehen und lassen sich bei einem Teil der Patienten mit den bisherigen Mitteln nur schwer lindern oder es treten schwere Nebenwirkungen auf.

„Auf der Suche nach neuen Wirkmechanismen sind hier inzwischen neue Medikamente entwickelt worden, von denen wir uns eine bessere Regulierung der Entzündungsprozesse versprechen“, erklärt Prof. Dr. Andreas Stallmach, Direktor der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie am Universitätsklinikum Jena (UKJ). „Und auch in der Diagnostik stehen uns heute innovative Verfahren zur Verfügung, um beispielsweise gerade bei Colitis ulcerosa-Patienten die Vorstufen einer Tumorentwicklung früher erkennen zu können.“

Dieses Früherkennungsverfahren sowie mehrere der neuen Substanzen setzen die Jenaer Gastroenterologen derzeit in wissenschaftlichen Studien ein. Die Bandbreite reicht von Pflanzenextrakten über Substanzen, die den entzündeten Darm wieder „versiegeln“, bis hin zu Antikörpern gegen Botenstoffe der Entzündung. „Wir bieten so unseren Patienten die Chance, bereits jetzt neue Medikamente nutzen zu können, die außerhalb der Studien noch nicht zugänglich sind“, erklärt dazu Oberarzt Dr. Carsten Schmidt. Wichtig sei dabei, dass die Patienten keineswegs „Versuchskaninchen“ seien, sondern sehr intensiv und sorgfältig betreut werden. „Aus der Teilnahme an einer klinischen Studie“, so Prof. Stallmach dazu, „resultieren für den Patienten daher vor allem viele Vorteile.“

„Wir hoffen so, vielen Menschen helfen zu können, bei denen die klassischen Medikamente nicht den erwünschten Erfolg gebracht haben“, ergänzt Dr. Schmidt. Die neuen Substanzen setzen je nach Krankheitsbild und Stadium an verschiedenen Punkten an – beispielsweise bei der Verbesserung der Immunabwehr oder der Beseitigung der Barrierestörungen im Darm, die die belastenden Krankheiten verursachen. Für alle diese Studien suchen die Jenaer Mediziner noch Teilnehmer.

„Die Teilnahme an den Studien ist allen Patienten möglich, die seit mindestens drei Monaten an einer entzündlichen Darmerkrankung leiden. Nach einer Eingangsuntersuchung entscheiden wir zusammen mit den Patienten, ob und welche der neuen, uns zur Verfügung stehenden Therapien hier geeignet ist“, erklärt Dr. Carsten Schmidt. Die folgende Behandlung kann zwischen acht Wochen und drei Jahren dauern – je nach konkretem Fall. Die notwendigen Untersuchungen erfolgen ebenfalls in unterschiedlichen Intervallen – von wöchentlich bis vierteljährlich. Dabei werden den Studienteilnehmern anfallende Anfahrtskosten erstattet.

Interessierte Patienten aller Altersstufen können sich direkt in der Jenaer Uni-Klinik für Innere Medizin II, Abteilung Gastroenterologie, melden.

Ansprechpartner:
Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Klink für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Jena
Oberarzt Dr. Carsten Schmidt
Tel.: 03641 / 9324244
Dr. Stefan Hagel
Tel.: 03641 / 9324590
E-Mail: Carsten.Schmidt[at]med.uni-jena.de

Media Contact

Helena Reinhardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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