MHH-Forscher entschlüsseln Blutdruck-Regulation

Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) setzen seit 2006 in Klinischen Studien Patienten, deren ausgeprägter Bluthochdruck medikamentös nicht beherrschbar ist, den Baroreflexschrittmacher erfolgreich ein.

Aber wie genau der Schrittmacher gegen Bluthochdruck funktioniert und welche Wirkungen er auf den Kreislauf des Patienten hat, war bisher nicht bekannt. Dies fanden nun Wissenschaftler um Professor Dr. Jens Jordan, Direktor des MHH-Instituts für Klinische Pharmakologie, heraus.

Sie konnten zeigen, dass der Baroreflexschrittmacher über die sogenannten Barorezeptoren Regionen des vegetativen Nervensystems reguliert und so den Blutdruck senkt. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team in der aktuellen Ausgabe des renommierten Magazins „Hypertension“. „Die Ergebnisse tragen dazu bei ein Dogma umzustoßen, denn bis vor kurzem war man davon überzeugt, dass die Baroreflexrezeptoren nicht an der Regulation des Blutdrucks beteiligt sind“, sagt Professor Jordan.

Dauerhaft zu hoher Blutdruck belastet das Herz, verengt die Gefäße, beschleunigt die Gefäßverkalkung und verschlechtert so die Organdurchblutung. Patienten mit Bluthochdruck besitzen daher ein höheres Risiko für Schlaganfall, Herz- sowie Nierenerkrankungen. Dagegen helfen blutdrucksenkende Medikamente. Doch bei etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten wirken diese Medikamente nicht. Eine Alternative wäre der Baroreflexschrittmacher, dessen Wirkungsweise Wissenschaftler um Professor Jordan in Kooperation mit der MHH-Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie und der MHH-Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen untersuchen. In verschiedenen Studien implantierte MHH-Chirurg Dr. Max Pichlmaier gemeinsam mit dem Nephrologen Jan Menne 19 Patienten den Schrittmacher.

„Die Schrittmacherelektroden, die um die Halsschlagader gelegt sind, senden elektrische Impulse an die sogenannten Barorezeptoren. So wird dem Gehirn ein noch höherer Blutdruck vorgetäuscht. Das Gehirn steuert dem entgegen und senkt den Blutdruck“, erklärt der Mediziner. „In unserer Studie konnten wir erstmals zeigen, dass der Schrittmacher die Aktivität des vegetativen Nervensystems beeinflusst. Die elektrischen Impulse signalisieren dem Gehirn, die Aktivität im Sympathikus zu verringern und die im Parasympathikus zu steigern“, sagt Professor Jordan. „Erfreulicherweise wurde die normale Funktion der Barorezeptoren, die den Blutdruck stabilisiert, durch die elektrische Stimulation sogar besser, nicht schlechter. Es ist aber noch nicht bewiesen, dass der Schrittmacher den Blutdruck langfristig senkt und so Folgeschäden verhindert.“

„Das Gerät kommt dieses Jahr auf den Markt. Die Mehrzahl der Patienten mit Bluthochdruck kann mit geeigneten Medikamenten gut eingestellt werden. Da die Implantation des Baroreflexschrittmachers eine Operation erfordert, die nicht ohne Risiken ist, wird diese Behandlungsmethode auch in Zukunft Risikopatienten vorbehalten bleiben, die auf andere Behandlungsmethoden nicht ansprechen“, erklärt Professor Jordan.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Jens Jordan, Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie, Telefon (0511) 532-28 20, Jordan.Jens@mh-hannover.de

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Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de

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