Kölner Forscher verbessern Motorik nach Schlaganfall – Botenstoff beeinflusst Kommunikation im Gehirn

Forscher des Max-Planck-Instituts für neurologische Forschung sowie der Klinik für Neurologie der Uniklinik Köln fanden jetzt heraus, dass solch eine gestörte Kommunikation im Gehirn durch die Erhöhung des hirneigenen Botenstoffs Noradrenalin verbessert werden kann.

Die Kölner Forscher um Dr. Christian Grefkes und Prof. Dr. Gereon Fink untersuchten Patienten, die erstmals einen Schlaganfall erlitten haben, mit der funktionellen Magnetresonanztomographie. Zuvor erhielten einige der Patienten die Substanz Reboxetin, welche den Botenstoff Noradrenalin beeinflusst. Dem anderen Teil der Untersuchungsgruppe verabreichten die Wissenschaftler ein Scheinpräparat (Plazebo).

Bei den anschließenden Untersuchungen wurde die Interaktion in den motorischen Hirnregionen während bestimmter Handbewegungen mittels eines speziellen Analyseverfahrens berechnet. Das Ergebnis: Der erhöhte Noradrenalinspiegel, durch das Reboxetin verursacht, normalisiert den gestörten Informationstransfer, sowohl innerhalb des geschädigten Hirnbereichs als auch zwischen den beiden Hirnhälften. Folge war eine deutliche Verbesserung der grob- und feinmotorischen Fähigkeiten der vom Schlaganfall betroffenen Hand.

Auf die Motorik der gesunden Hand hatte Reboxetin dagegen keinen Einfluss. Somit scheint der Botenstoff Noradrenalin vor allem die Kommunikation zwischen den unmittelbar vom Schlaganfall gestörten Hirnregionen zu verbessern.

Allerdings zeigten die Kölner Forscher auch, dass der positive Effekt des Wirkstoffs vom Zeitpunkt des Schlaganfalls abhängt: Je kürzer der Schlaganfall zurück lag, desto größer waren die Funktionsverbesserungen der gelähmten Hand. Die Befunde der Wissenschaftler legen daher nahe, dass Reboxetin insbesondere in der frühen Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten geeignet erscheint, um Lähmungen oder andere Funktionsdefizite nach einem Schlaganfall zu verbessern.

Die Befunde der Kölner Forscher wurden kürzlich wegen der hohen klinischen Bedeutung in der international renommierten Fachzeitschrift „Annals of Neurology“ publiziert.

Angaben zur Publikation:
Wang LE, Fink GR, Diekhoff S, Rehme AK, Eickhoff SB, Grefkes C. Noradrenergic enhancement improves motor network connectivity in stroke patients. Ann Neurol. 2010 Dec 28. [Epub ahead of print]

Für Rückfragen:

Univ.-Prof. Dr. Gereon Fink
Direktor der Klinik für Neurologie
Telefon: 0221 478-4455
E-Mail: gereon.fink@uk-koeln.de
Dr. Christian Grefkes
Forschungsgruppe Neuromodulation & Neurorehabilitation
MPI für neurologische Forschung
E-Mail: christian.grefkes@uk-koeln.de
Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Kommunikation
Telefon: 0221 478-5548
E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de

Media Contact

Christoph Wanko idw

Weitere Informationen:

http://www.uk-koeln.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer