Humboldt-Stipendiatin aus Ägypten erforscht bessere Behandlungsmöglichkeiten gegen Mukoviszidose

Die mit der Krankheit verbundenen Entzündungen der Lunge verlaufen bei Kindern tödlich, sofern sie nicht behandelt werden. Um künftig Wirkstoffe durch Inhalieren direkt in die Lunge schleusen zu können, will die promovierte Pharmazeutin neue Transporter im Nanomaßstab entwickeln.

Die Wissenschaftlerin der Alexandria-Universität in Ägypten arbeitet in Saarbrücken in der Arbeitsgruppe von Marc Schneider, Juniorprofessor für Pharmazeutische Nanotechnologie der Saar-Uni. Für ihr Projekt hat sie ein Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung erhalten.

Etwa 300 Kinder kommen in Deutschland jährlich mit Mukoviszidose zur Welt, eine erbliche Stoffwechselkrankheit, deren Symptome häufig mit Keuchhusten oder Asthma verwechselt werden. Da sie vor allem die Reinigungsmechanismen in der Lunge außer Kraft setzt, können sich in der entstehenden dicken Schleimschicht (Mucus) Bakterien einnisten, und es kommt zu Entzündungen.

Bisher lassen sich lediglich die Symptome der Erkrankung lindern, ihre Ursache ist nicht heilbar, und unbehandelt führt Mukoviszidose relativ früh zum Tod. Einzige Behandlungsmöglichkeit ist derzeit die Einnahme von Antibiotika. Doch das ist oft wenig effektiv, denn die Bakterien in der Lunge bilden einen hartnäckigen Biofilm aus, um sich zu schützen, und sind so kaum angreifbar.

Völlig neue Behandlungsansätze verfolgt daher Noha Nafee, die derzeit als Humboldt-Stipendiatin in der Arbeitsgruppe von Juniorprofessor Marc Schneider forscht: Die promovierte Pharmazeutin will die Kommunikation zwischen den Bakterien in der Lunge stören und sie so daran zu hindern, einen schützenden Biofilm zu bilden. Geeignete Substanzen hierfür, so genannte Inhibitor-Moleküle, hat Professor Rolf Hartmann am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung (HIPS) der Saar-Uni bereits synthetisiert.

„Das Problem besteht gegenwärtig aber noch darin, passende Transporter zu finden, die diese Inhibitoren in die Lunge bringen und die der Patient durch Inhalieren aufnehmen kann“, erklärt Marc Schneider, dessen Spezialgebiet die Entwicklung von nano-skaligen Trägersubstanzen ist. Bezogen auf die Lunge hat Noha Nafee eine besonders schwierige Aufgabe zu lösen: Damit sich Nanopartikel als „Taxi zur Lunge“ eignen, müssen sie nicht nur den Biofilm der Bakterien durchdringen, sondern auch die zähe Schleimschicht in der Lunge überwinden.

„Außerdem müssen sie exakt auf den Wirkstoff angepasst sein, um ihn sicher transportieren zu können“, sagt Noha Nafee. Die ägyptische Pharmazeutin, die als Dozentin und Wissenschaftlerin an der Universität in Alexandria angestellt ist, hat bereits während ihrer Doktorarbeit in der Saarbrücker Pharmazie geforscht. Effektivere Therapien bei Mukoviszidose zu entwickeln, ist ihr ein besonderes Anliegen, denn in Ägypten werde die Krankheit meistens erst dann diagnostiziert, wenn schon Komplikationen eingetreten sind.

Die Forschungen von Noha Nafee bilden zusammen mit einem Projekt von Juniorprofessor Schneider, Pharmazie-Professor Claus-Michael Lehr und der Firma MJR-PharmJet aus Homburg, bei dem Antibiotika inhalativ in den Körper gelangen sollen, einen komplementären Ansatz: Bei der bisherigen oralen Einnahme von Antibiotika werden die Wirkstoffe über die Blutbahn so stark verdünnt, dass die Patienten sehr hohe Arzneimengen einnehmen müssen, mit entsprechend starken Nebenwirkungen. Von der Kombination beider Projekte – der Inhalation von Antibiotika und dem Unterbinden der Bakterienkommunikation durch die Inhalation von Inhibitoren – erhoffen sich die Wissenschaftler eine effizientere Behandlung von Mukoviszidose-Patienten in der Zukunft.

Kontakt:
Prof. Dr. Marc Schneider
Juniorprofessor für Pharmazeutische Nanotechnologie
Tel.: +49 681 302-2438
E-Mail: marc.schneider@mx.uni-saarland.de

Media Contact

Gerhild Sieber Universität des Saarlandes

Weitere Informationen:

http://www.uni-saarland.de/schneider

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