Europa stärkt grenzübergreifende Krebsforschung

Die meisten Wissenschaftler brauchen keine zusätzliche Aufforderung, um Bündnisse mit Kollegen in anderen Ländern einzugehen. Immer mehr Wissenschaftler ziehen bei der Suche nach Partnerschaften fachliche Exzellenz der geografischen Nähe vor.

Mit dem kürzlichen Start von EUROCANPLATFORM („A European platform for translational cancer research“) kann Europa einen Riesenschritt vorwärts in der grenzübergreifenden Krebsforschung zu Protokoll geben. Das EU-finanzierte Projekt soll frischen Wind in alle Aspekte der Krebsforschung in Europa bringen: von der Grundlagenforschung bis hin zu vorklinischen und klinischen Studien.

EUROCANPLATFORM erhielt innerhalb des Themenbereichs „Gesundheit“ des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) Mittel in Höhe von 12 Mio. EUR. Dieses Exzellenznetz vereint 28 der forschungsintensivsten europäischen Krebsforschungszentren.

Die Krebsforschung in den Instituten Europas hat durchaus das Potenzial etwas zu bewirken, da sie über etliche einzigartige Stärken verfügt: eine starke Basis in der Biomedizin und Infrastrukturen, die etwa Patientenregister und bioinformatische Kompetenz umfassen. Man kritisierte allerdings oft eine gewisse Fragmentierung und die unzureichende Zusammenarbeit zwischen Schlüsselfiguren der Forschung.

Professor Ulrik Ringborg vom Karolinska Institutet in Schweden, wo das Projekt koordiniert wird, erklärt dazu: „Gewissermaßen könnte man sagen, dass diese Initiative einen Paradigmenwechsel in der Krebsforschung darstellt. Das Projekt wird innerhalb von fünf Jahren eine kollaborative Struktur innerhalb der EU für die Krebsforschung schaffen.“

Trotz der aufsehenerregenden Fortschritte in der Krebsforschung steigt die jährliche Inzidenz von Krebserkrankungen weiterhin; Hauptgrund dafür ist die die alternde Bevölkerung. Ein Teil dieses Anstiegs hat jedoch nichts mit dem Alter der Bevölkerung zu tun. Krebs ist eine komplexe Erkrankung, die durch Wechselwirkungen mehrerer Faktoren wie Alterung, Lebensstil und genetische Prädisposition ausgelöst wird.

In den vergangenen Jahren waren wir Zeugen dramatischer Fortschritte im Verständnis der molekularen Mechanismen, die an der Umwandlung einer normalen Zelle in eine Krebszelle beteiligt sind. Dennoch ist unser Wissen noch lange nicht komplett. Was Diagnose und Behandlung betrifft, gibt es noch viele ungelöste Fragen. Außerdem fehlt uns die erforderliche kritische Masse, um neue Entdeckungen schnell in einem klinischen Umfeld umzusetzen.

„Ein wichtiger Teil des Projekts ist es, die richtige Therapie für den richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt zu finden“, erläutert Professor Ringborg. Man verspricht sich vom EUROCANPLATFORM-Projekt die Eröffnung neuer Chancen für die Validierung der Tumorreaktion auf Medikamente. Mittel zum Zweck sollen weiterführende Untersuchungen von DNA-Veränderungen und RNA-Expressionen sowie Proteinen in Tumorgewebe und gesundem Gewebe sein.

Professor Ringborg schließt mit den Worten: „Bevor wir aber dorthin kommen, müssen wir ein großes Pensum an Forschung abarbeiten, da das Spektrum möglicher Tumore und Therapien riesig ist. Kein Forschungszentrum hätte die erforderlichen Ressourcen. Wir müssen sicherstellen, dass wir aufs beste koordinieren und die Ressourcen, die wir haben, in vollem Maße ausnutzen. Letztlich werden die Patienten, die Öffentlichkeit und das Gesundheitswesen die Gewinner sein.“

Zur EUROCANPLATFORM gehören Experten aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, der Schweiz, Ungarn und dem Vereinigten Königreich.

Zum Informationsblatt von EUROCANPLATFORM auf CORDIS gelangen Sie hier:
http://cordis.europa.eu/fetch?CALLER=FP7_PROJ_EN&ACTION=D&DOC=1&CAT=PROJ&QUERY=012da2c8f478:

cfad:5ba9ea83&RCN=97701

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