Erste Nierentransplantation trotz Blutgruppenunverträglichkeit

Ein neues Kapitel der Transplantation in Thüringen ist in diesem Jahr am Universitätsklinikum Jena (UKJ) aufgeschlagen worden. Zum ersten Mal übertrugen die Jenaer Ärzte in einer engen Zusammenarbeit von Urologen, Internisten und Transfusionsmedizinern eine Niere, obwohl Spender und Empfänger unverträgliche Blutgruppen aufwiesen.

Dieses in Stockholm entwickelte Verfahren zur „Blutgruppen-inkompatiblen“ Transplantation ist eine neue Chance im Kampf gegen die knappen Ressourcen in der Transplantationsmedizin und kommt bei der Lebendnierenspende zum Einsatz. Möglich wird die Organübertragung durch eine medikamentöse Vorbehandlung und eine spezielle Blutwäsche, die eine Abstoßung des Organs durch gegen die fremde Blutgruppe gerichtete Antikörper verhindert.

„Bisher konnten nur Verwandte mit identischen bzw. kompatiblen Blutgruppen als Spender den schwer nierenkranken Patienten helfen“, erklärt Prof. Dr. Jörg Schubert, Direktor der Klinik für Urologie am Jenaer Uniklinikum. „Das schloss beispielsweise Ehepartner oft aus, denn sehr oft sind hier die Blutgruppen unverträglich.“ Mit dem neuen Verfahren kann der Ehemann oder die Ehefrau dem erkrankten Partner nun auch in diesem Fall mit der Spende einer gesunden Niere helfen. „Für den Spender ist das Risiko minimal, aber für den Empfänger bedeutet es oft die einzige Chance zu einem Leben ohne Dialyse“, so der Jenaer Urologe.

Diese Chance genutzt hat das erste am UKJ auf diese Weise transplantierte Paar: Ein 63-Jähriger erhielt von seiner 60-jährigen Ehefrau trotz unverträglicher Blutgruppen eine Niere. „Die Spenderin hatte Blutgruppe B, der Empfänger Blutgruppe A. Das ist eine der ungünstigsten Kombinationen, die es gibt“, beschreibt der behandelnde Nephrologe Prof. Dr. Gunter Wolf, Direktor der Klinik für Innere Medizin III. „Dennoch hat die Transplantation hervorragend funktioniert, der Patient ist heute sogar schon wieder voll berufstätig.“

Inzwischen werden weitere Patienten in Jena auf die Blutgruppeninkompatible Transplantation vorbereitet. „Auch die ersten Daten zur längerfristigen Verträglichkeit aus Schweden und Deutschland sind sehr gut, so dass wir hier für viele Patienten eine echte Alternative gewonnen haben“, so Schubert. Denn derzeit beträgt die Wartezeit auf eine nach dem Tod gespendete Niere im Schnitt sieben bis acht Jahre, eine lange Zeit, in der die Patienten auf die ständige Dialyse angewiesen sind. Schubert: „Mit dem neuen Verfahren hoffen wir, einigen der 400 Patienten auf unserer Warteliste wesentlich schneller helfen zu können.“

Das Verfahren zur Blutgruppeninkompatiblen Nierentransplantation wurde erstmals vor vier Jahren in Deutschland angewendet und bisher weltweit erst ca. 100 Mal durchgeführt.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg Schubert / PD Dr. Thomas Steiner
Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641/935206
E-Mail: Joerg.Schubert[at]med.uni-jena.de
Prof. Dr. Gunter Wolf / OÄ Dr. Undine Ott
Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641/9324301
E-Mail: Gunter.Wolf[at]med.uni-jena.de

Media Contact

Helena Reinhardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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