Wie entsteht Übergewicht?

Im Mittelpunkt der Forschungen stehen die Signale, die für Hunger und Sättigungsgefühl verantwortlich sind. Die Forschungsergebnisse könnten die Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten gegen Adipositas sein.

Das Auftreten der Fettleibigkeit, fachlich Adipositas, ist eines der am schnellsten wachsenden Gesundheitsprobleme der westlichen Welt und einiger Schwellenländer. Immer häufiger sind schon Kinder und Jugendliche betroffen. Die Langzeitfolgen sind dabei noch nicht abschätzbar, da Fettleibigkeit weniger ein ästhetisches Problem ist als vielmehr die Ursache einer Vielzahl gravierender Folgeerkrankungen.

„Die molekularen Hintergründe solcher Fehlregulationen sind bisher nur wenig verstanden. Hier wollen wir ansetzen“, sagt Professor Dr. Annette Beck-Sickinger, Institut für Biochemie der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie der Universität Leipzig und Koordinatorin des Projektes.

Die Leipziger Wissenschaftlern um Professor Annette Beck Sickinger und Professor Michael Stumvoll, Direktor der Medizinischen Klinik III, Medizinische Fakultät der Universität Leipzig, und ihre Partner aus Großbritannien, Dänemark und Dresden-Rossendorf erforschen jetzt deshalb die Wirkung von Peptiden des Magen-Darm-Traktes und deren hormonellen Beitrag zur Entstehung von Adipositas. Dabei sind für die Wissenschaftler die Signale (Peptide) besonders interessant, die Zellen bei der Nahrungsaufnahme, bei Hunger- oder Sättigungsgefühl aussenden. Diese Signale sollen auf molekularem und zellulärem Niveau charakterisiert und in Tierversuchen sowie in humanen Studien bestätigt werden. Mit diesem Wissen über die Signalwirkung von Peptiden und Hormonen sollen zukünftig Medikamente entwickelt werden, die diese Signale beeinflussen und somit die Entstehung von Adipositas verzögern oder verhindern können, und damit helfen Übergewicht zu reduzieren.

Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt hat den genauen Namen „Gastro-intestinal Peptides in Obesity (GIPIO)“. Von der Universität Leipzig arbeiten daran die Arbeitsgruppen von Professor Dr. Annette G. Beck-Sickinger und Professor Michael Stumvoll. Weiterhin sind beteiligt das King's College London, die Universität Kopenhagen und das Forschungszentrum Dresden-Rossendorf, sowie die beiden dänischen Unternehmen 7TM Pharma und PolyPeptide Laboratories. Die Förderung beträgt 3,9 Millionen Euro aus dem Forschungsetat der Europäischen Kommission. Das Projekt wird vorerst vier Jahre lang laufen. Allein ein Drittel der Fördersumme fließt an die beiden Partner aus der Universität Leipzig, Professor Beck-Sickinger und Professor Stumvoll.

Das 7. Forschungsrahmenprogramm der EU, welches von 2007 bis 2013 läuft, fördert kollaborative Forschungsprojekte sowie Forschungsarbeiten von Einzelpersonen europaweit mit dem Ziel, den Europäischen Forschungsraum international wettbewerbsfähiger zu machen und die europäische Wirtschaft durch neue Entwicklungen und Erfindungen zu stärken.

weitere Informationen:

Prof. Dr. Annette Beck-Sickinger
Telefon: 0341 97-36900
E-Mail: beck-sickinger@uni-leipzig.de
Prof. Dr. Michael Stumvoll
Telefon: 0341 97-13380
E-Mail: michael.stumvoll@medizin.uni-leipzig.de
Anja Landsmann
Telefon: 0341 97-36902
E-Mail: anja.landsmann@uni-leipzig.de

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Dr. Bärbel Adams idw

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