Wenn der Kiefer schmerzt …
Empfehlungen zur standardisierten Diagnostik von Patienten mit Schmerzen im Bereich der Kaumuskulatur und Kiefergelenke
Die meisten Patienten, die wegen chronischer Schmerzen eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt aufsuchen, klagen über Beschwerden im Bereich der Kaumuskulatur und/oder der Kiefergelenke. Die Diagnostik und Behandlung dieser Schmerzbilder fällt traditionsgemäß in das Gebiet der Zahnmedizin. Aufgrund der relativ hohen Behandlungsbedürftigkeit – nach den Ergebnissen der 1999 veröffentlichten Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie sind rund 3 Prozent der deutschen Bevölkerung behandlungsbedürftig – und der gleichzeitig vorhandenen hohen Praxisvariabilität erarbeitete der Interdisziplinäre Arbeitskreis für Mund- und Gesichtsschmerzen der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes nun „Empfehlungen zur standardisierten Diagnostik und Klassifikation von Patienten mit Schmerzen im Bereich der Kaumuskulatur und Kiefergelenke“.
Bedingung war, dass für alle empfohlenen Maßnahmen und Instrumente medizinisch-wissenschaftliche Qualitätsnachweise vorhanden sind. Der Arbeitskreis empfiehlt ein zweiachsiges diagnostisches Stufenkonzept, das neben den körperlichen Symptomen die bei chronischen Schmerzen bedeutungsvollen psychosozialen Folgeerscheinungen berücksichtigt, etwa schmerzbedingte Beeinträchtigung der Kontaktfähigkeit, der emotionalen Befindlichkeit oder bei Ausübung täglicher Aktivitäten. Unabhängig davon werden eine Mindest- von einer Standard- und einer erweiterten Diagnostik unterschieden. Der Veröffentlichung der Empfehlungen in der Zeitschrift „Der Schmerz“ im Dezember 2000 war eine kritische Beurteilung durch drei unabhängige, international ausgewiesene Schmerzexperten vorausgegangen.
Die vorgeschlagenen Empfehlungen sind in hohem Maße geeignet, die im Augenblick noch bestehende Praxisvariation bei der Diagnostik von Gesichtsschmerzen zu vermindern. Laut Aussage des Sprechers des Arbeitskreises, Privatdozent Dr. Jens C. Türp von der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Freiburg, bietet sich darüber hinaus für die Zahnmedizin die Chance, ihre diagnostische Vorgehensweise bei chronischen Schmerzen an die in der Medizin üblichen Standards anzugleichen.
Dieses, so fügt er hinzu, könne den betroffenen Patienten, aber auch den behandelnden Zahnärztinnen und Zahnärzten, nur zum Vorteil gereichen. Regelmäßige Aktualisierungen der Empfehlungen durch den Arbeitskreis sind spätestens alle drei Jahre vorgesehen.
Literatur:
Türp JC, John M, Nilges P, Jürgens J., et al.: Empfehlungen zur standardisierten Diagnostik und Klassifikation von Patienten mit Schmerzen im Bereich der Kaumuskulatur und Kiefergelenke. Schmerz 2000;14:416-428.
Kontakt:
Priv.-Doz. Dr. Jens C. Türp
Sprecher des Interdisziplinären Arbeitskreises für Mund- und Gesichtsschmerzen
in der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes
Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Freiburg
Hugstetter Str. 55
D-79106 Freiburg
Tel.: 0761/270-4844 (Büro), 0761/270-4953 (Sekretärin: Frau Rebstock)
Fax: 0761/270-4925
E-Mail: tuerp@zmk2.ukl.uni-freiburg.de
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit
Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.
Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.
Neueste Beiträge
Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie
Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…
Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…
Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze
Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…