Nitroproteine lösen Allergien aus
Zusammenhang zwischen Allergien und Luftverschmutzung aufgeklärt
Allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis haben in den vergangenen Jahren auffallend zugenommen. Die Ursachen dafür sind bislang nicht eindeutig belegt. Mögliche Erklärungen liefern ungesunde Ernährung, übertriebene Hygiene und Umweltverschmutzung. Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass Allergien durch Schadstoffe in der Luft hervorgerufen werden, insbesondere durch Emissionen im Straßenverkehr. Ein Wissenschaftler-Team um Dr. Ulrich Pöschl und Dr. Michael Weller vom Lehrstuhl für Hydrogeologie, Hydrochemie und Umweltanalytik der TU München (Prof. Reinhard Nießner) bietet nun erstmals einen detaillierten molekularen Erklärungsansatz für den Zusammenhang zwischen Allergien und Umweltverschmutzung, wie die Fachzeitschrift Environmental Science and Technology und das Wissenschaftsmagazin Nature kürzlich berichteten.
Die TUM-Chemiker analysierten die Veränderung von Blütenpollen-Allergenen und anderen Proteinen, die gezielt Autoabgasen an einem Münchner Verkehrsknotenpunkt ausgesetzt wurden. Sie wiesen nach, dass natürliche Proteine durch Reaktion mit Stickoxiden und Ozon effizient nitriert werden. Dabei bilden sich Nitroproteine, die anstelle der natürlichen Aminosäure Tyrosin das chemisch modifizierte Derivat Nitrotyrosin enthalten. Bei Sommersmog, wenn Stickstoffdioxid (NO2), Ozon (O3) und Nitratradikale (NO3) in sehr hohen Konzentrationen vorhanden sind, läuft die Nitrierung besonders rasch ab. Nitroproteine fanden sich nicht nur in den Expositionsexperimenten mit verschmutzter städtischer Luft und synthetischen Gasgemischen, sondern auch in Straßen-, Fenster- und Luftstaub.
Immunologische Studien zeigen, dass nitrierte Proteine besonders starke Reaktionen des menschlichen Immunsystems hervorrufen. Durch das Einatmen von Nitroproteinen können demnach allergische Symptome, also eine Überreaktionen der körpereigenen Abwehrkräfte, ausgelöst oder verstärkt werden. Erste Ergebnisse gezielter biochemischer Experimente bestätigen diese Vermutung.
Sofern weitere Untersuchungen diesen Ansatz bestätigen, könnte durch eine Reduktion von Stickoxidemissionen und einer Verbesserung der Luftqualität auch die Zunahme von Allergien eingedämmt werden.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.tu-muenchen.de/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit
Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.
Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.
Neueste Beiträge
Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie
Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…
Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…
Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze
Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…